Renaissance Theater-Intendant Guntbert Warms hat sich mit 2/3 der Geschwister Pfister zusammengetan, um eine Sommer-Musik-Comedy für die Berliner Ferien zu schaffen. Hoher Camp-Faktor ist bei dieser Konstellation natürlich garantiert. Nur das Thema ist für das Haus im gutbürgerlichen Charlottenburg ungewöhnlich: „Oktoberfest The Musical“ befasst sich mit dem Massenbesäufnis, das alljährlich 500 km weiter südlich stattfindet und zum Magnet internationaler Touristenströme mutierte, die sich dort abzocken lassen, bis alle Tische und Bänke vollgereihert sind.
Warns hat ein 2017 in den USA uraufgeführtes Musical von Harold Faltermayer, einem Münchner Komponisten, der mit der Titelmusik von „Beverly Hills Cop“ in den 1980ern zu Hollywood-Ruhm kam, und Philipp LaZebnik (Drehbuchautor mehrerer Disney-Filme) ausgegraben, mit Karim Mezdour übersetzt und zur deutschen Erstaufführung gebracht.
In einer liebevoll-ironischen Hommage spürt der zweistündige Abend den historischen Ursprüngen und Hintergründen des Brauchtumsfestes nach, das zum Kommerzspektakel mutierte. Dabei stoßen sie auf so schillernde Figuren wie König Ludwig und seine Mätresse, die Tänzerin Lola Montez, mit der er seine Gattin Theresia betrog. Die Handlung geht mit den historischen Fakten sehr frei um, so gönnt die Musical-Version Ludwig und Theresia ein Happy-End gönnen, das den historischen Quellen widerspricht, die von Eiseskälte zwischen den beiden berichten.
Erzählt wird dieser Plot als Meta-Musical: Winnie Böwe spielt die Produzentin Valerie, die sich als Nachfahrin des bayerischen Königshauses sieht und sich der Mission verschrieben hat, der Welt ihre recherchierte Geschichte zu präsentieren. Hochkarätige Burgtheater-Schauspieler sind dafür gerade gut genug. Sie liegt die ganze Zeit im Clinch mit dem Zeremonienmeister und Regisseur MC (Christoph Marti alias Ursli Pfister), der die Stars vergrault hat und es stattdessen mit Laien versucht, die sie als Gurkentruppe beschimpft.
Die Hauptrollen übernehmen ein Hessisch babbelnder Amateurschauspieler (Tobias Bonn alias Toni Pfister) als Ludwig und seine vor dem Physikum stehende Freundin (Marie Cécile Nest), in weiteren Rollen sind Moritz Carl Winklmayr, Heather Litteer und Manal Raga a Sabit als Lola Montez zu erleben. Sie alle werden von einer fünfköpfigen Live-Band begleitet, die zwischen 80er Jahre-Hits, Bierzelt-Saufliedern und Musical-Ohrwürmern changiert.
Vor allem in der zweiten Hälfte hatte das Publikum sichtlich und hörbar Spaß an dieser Oktoberfest-Comedy, die noch bis 11. August en suite am Renaissance Theater läuft.
Bilder: © Foto: Ann-Marie Schwanke – Siegersbusch – RT