Jessica Chastain und Oscar Isaac im Moloch New York: „A most violent year“

Jessica Chastain und Oscar Isaac sind ein hübsches Paar wie aus dem Bilderbuch: ein schickes neues Haus, reizende Kinder und ehrgeizige Pläne, das gemeinsame Unternehmen in der Öl-Branche expandieren zu lassen. Doch schnell wird klar, dass es hinter den Fassaden rumort. Die Dialoge des Ehepaars sind voller Aggressionen und Schuldzuweisungen. Sie bezeichnet ihn schon mal voller Verachtung als „Waschlappen“. Und auch die Außenwelt scheint sich gegen die familiäre Idylle eines aufstiegsorientierten Paares, das den American Dream leben will, verschworen zu haben: Einbrecher schleichen um die neue Villa, fast täglich werden die LKWs der Firma überfallen, der Staatsanwalt beginnt, die Firmenbücher zu durchleuchten, um eine Korruptionsanklage vorzubereiten. Zu allem Überfluss kündigt die Bank auch noch einen dringend benötigten Kredit.

Diese Geschichte wird in ruhigen Einstellungen erzählt, die fast schon meditativ und sehr dialog-lastig daherkommen, bis das nächste dramatische Ereignis, wie z.B. ein Raubüberfall oder eine Verfolgungsjagd, den Erzählfluss abrupt durcheinanderwirbeln. Stilistisch erinnert A most violent year an das von Al Pacino, Martin Scorsese oder Francis Ford Coppola geprägte New Hollywood. In der Endphase dieser Ära spielt auch die Handlung: das New York des Jahres 1981 ist weit entfernt vom Big Apple-Glamour und der Gentrifizierung. Polizei und Stadtverwaltung stehen hilflos vor einem steilen Anstieg der Verbrechens- und Mordraten, Korruption und Depression machen sich breit, Ex-Western-Held Ronald Reagan taucht mit neoliberalen Konzepten als Retter von der kalifornischen Westküste am Horizont auf.

Der Film lebt von seinen beiden Hauptdarstellern, vor allem Jessica Chastain überzeugt als intrigante Schlange, die hinter ihren Zigaretten-Qualmwolken die Fäden in der Hand hält und vom ersten Moment an viel tougher wirkt als bei ihren meist zarten, fast ätherischen früheren Leinwand-Auftritten. Mit der Auswahl von Isaac und Chastain, die bereits einige überzeugende Rollen spielten, aber den großen Sprung in die erste Reihe der Stars noch vor sich haben, bewies Regisseur J. C. Chandor ein gutes Gespür.

Nach seinem Debüt-Film, dem Finanzkrisen-Thriller Margin Call – Der große Crash, der im Berlinale-Wettbewerb 2011 viel Anerkennung erntete, zeigt Chandor erneut seine Qualität als Regisseur und Drehbuchautor von gesellschaftspolitisch ambitioniertem Independent-Kino.

A most violent year von J. C. Chandor. – USA, 2014. – Mit: Oscar Isaac, Jessica Chastain, David Oyelowo, Albert Brooks. – 125 Minuten. – Kinostart: 19. März 2015

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