Brasilianischer Berlinale-Publikums-Liebling „Que horas ela volta?/Der Sommer mit Mamã“ durchbricht Klassenschranken

Im Rahmen der Sommer-Berlinale im Freiluftkino Friedrichshain lief an diesem Wochenende der brasilianische Publikums-Liebling Que horas ela volta? von Anna Muylaert, der im Februar von der Zuschauer-Jury der Sektion Panorama auf den ersten Platz gewählt wurde.

Der Film ist ein klassisches Emanzipationsdrama: die Haushälterin Val (gespielt von Regina Casé, einer in Brasilien sehr bekannten Schauspielerin) führt seit fast zwei Jahrzehnten den Haushalt einer Oberschichtsfamilie in Sao Paulo. Stets loyal liest sie den Herrschaften jeden Wunsch von den Lippen ab, den Sohn Fabinho verwöhnt und streichelt sie wie ein eigenes Kind, sie wirkt mit ihrer Rolle und ihrer bescheidenen Kammer durchaus zufrieden. Bis sich plötzlich ihre Tochter Jéssica meldet (Camila Márdila): da Val dringend Geld verdienen musste, hat sie das Mädchen bei einer Tante in der Provinz geparkt. Die selbstbewusste junge Frau möchte sich für ein Architekturstudium an der angesehnsten Hochschule der Metropole bewerben und bringt das Sozialgefüge in diesem Haushalt gehörig durcheinander: mit kecken Suggestivfragen erkämpft sie sich das luxuriöse Gästezimmer anstatt auf der Matratze am Boden der Dienstboten-Wohnung zu kauern. Und auch sonst ist sie nicht bereit, sich an die vielen ungeschriebenen Regeln und Standesschranken zu halten, die ihr Val kopfschüttelnd immer wieder einzutrichtern versucht.

Das Ende dieser trotz einiger Längen ganz amüsanten Studie über eine Gesellschaft im Wandel, in der starre Klassengegensätze langsam in Frage gestellt werden, ist absehbar: Auch Val, aus deren Perspektive die knapp zwei Stunden erzählt werden, nimmt die bestehende Ordnung nicht mehr einfach hin, sondern das Heft das Handelns in die Hand.

Que horas ela volta? wird unter dem Verleih-Titel Der Sommer mit Mamã am 20. August 2015 in den Kinos starten.

Berlinale-Filmdatenblatt zu Que horas ela volta?

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