Akrobatik durchtrainierter Körper trifft Kreuzberger Gesellschaftskritik: im Wintergarten Varieté funktioniert diese Mischung erstaunlich gut. Die Seifen Oper von Markus Pabst und Maximilian Rambaek nimmt die Grundmotive ihrer Show Soap auf, die 2007 im Chamäleon am Hackeschen Markt so erfolgreich lief, dass aus den geplanten drei Monaten eine Welttournee wurde.
Wie damals zeigen die Artisten ihre beeindruckende Körperbeherrschung unter schwierigen Umständen: Badewannen werden zu Turngeräten. Auf der glitschigen Bühne wird auch ein Handstand zur Herausforderung. Die Akteure wirbeln durch die Luft, bis sie nach knapp zwei Stunden triefnass sind.
Drumherum bauten Pabst und Rambaek eine unterhaltsame Gentrifizierungs-Story aus dem wahren Leben: der Miethai Mr. Stonewood hat ein Auge auf ein Kreuzberger Wohnhaus voller Lebenskünstler und skurriler Gestalten gestalten. Seine Tochter (Sarah Bowden) soll Schwächen der Bewohner auskundschaften, so dass es möglichst schnell gelingt, die Bewohner rauszuekeln.
Alle klassischen Register des „Entmietens“ werden entzogen: Lärmbelästigung durch die stundenlang probende Operndiva (Lina Navakaite) die ihre Nachbarn mit genreübergreifendem Repertoire von „Kreuzberger Nächte sind lang“ bis Bach und Beethoven beschallt, ganz abgestelltes oder nur noch eiskaltes Wasser und schließlich Ratten (Ximena Ameri Cespedes).
Begleitet von Jack Woodheads Musik bringen die Schauspieler einen unterhaltsamen Abend auf die Wintergarten-Bühne: ein Mix aus erstklassiger Artistik, musikalischen Ohrwürmen und Typen, die man aus dem echten Berliner Leben kennt, angereichert mit einem ordentlichen Schuss Gesellschaftskritik.