Maren Kroymann ist vor allem als Schauspielerin und Kabarettistin bekannt. Dass sie auch Talent als Sängerin hat, beweist sie seit 2011 mit ihrem Programm „In My Sixties“.
Gemeinsam mit ihrer vierköpfigen Band präsentiert sie Lieder aus ihrer Jugend, die sie als Professorentochter im protestantischen Tübingen oder bei ihrem College-Austausch-Jahr in Ohio geprägt haben. Für welche Künstlerin Maren Kroymanns Herz schlägt, wird an diesem Abend in der „Bar jeder Vernunft“ sehr deutlich: „In my Sixties“ ist eine Hommage an Dusty Springfield, die alle Schubladen anfräste, in die man sie zu stecken versuchte, wie Kroymann schwärmt.
Zwischen den schönen Balladen streut Kroymann aber auch einige schwer erträglich-kitschige Schlager ein. Warum sie das macht? Kroymann will zeigen, dass die 60er Jahre, die oft als Zeit des Aufbruchs und der Befreiung verklärt wird, auch ihre spießigen Seiten hatte.
Der Abend hat deshalb zwar seine nostalgischen Momente, kippt aber nie in Erinnerungsseligkeit. Dafür sorgen vor allem auch die pointierten Zwischenbemerkungen, in denen sich Maren Kroymann an zotige Vergewaltigungs-Witze, die ihre älteren Brüder aus der Jura-Vorlesung mitbrachten, und verklemmte Gespräche mit ihrer Mutter erinnert. Sie nutzt diese Passage auch für ein politisches Bekenntnis zur „Nein heißt Nein“-Kampagne und ein Lob für den Justizminister, bevor sie zu ihrer Ikone Dusty Springfield zurückkehrt.
„In my Sixties“ ist eine unterhaltsame, oft auch nachdenkliche Zeitreise in die Ära, als Maren Kroymann und die Bundesrepublik in die Pubertät kamen. Seit der Premiere im September 2011 ist das Programm unregelmäßig in der Berliner „Bar jeder Vernunft“ oder auf Gastspielen zu sehen.
Bilder: Milena Schloesser (Porträt) und Jan Wirdeier (Gruppenbild)