Kriegenburgs Macbeth

Ein starkes Auftaktbild: die blutverschmierten Krieger bilden einen Kreis auf der dunklen Bühne. Erst langsam ziehen sie sich ihre Sakkos an, während die drei Hexen mit langen Mähnen, die ihre Gesichter verdecken, ihren ersten Auftritt haben.

MACBETH/Residenztheater

Auch sonst gelingen Andreas Kriegenburg bei seinem „Macbeth“ am Münchner Residenztheater gelungene Szenen: Hanna Scheibe als kunstblutgetränkte Lady Macduff, die um die kippende, quadratische Bühne herumgeistert und die Handlung kommentiert, ist eine interessante Fortschreibung von Shakespeares Original. In Erinnerung bleibt auch, wie Macbeth (Thomas Loibl) und seine Lady (Sophie von Kessel) oben tanzen, während unten die beiden Auftragskiller (Jeff Wilbusch und Thomas Gräßle) morden. Ihre stark als Karikatur überzeichneten Auftritte sind einer der Running Gags dieses fast dreistündigen Abends.

MACBETH/Residenztheater

Vor allem in der zweiten Hälfte gönnt sich Kriegenburg einige Freiheiten: René Dumont darf als Macduff ein Gitarrensolo im Stil von Johnny Cash anstimmen. Ein schöner Moment, aber dieses musikalische Intermezzo trägt nicht weiter zum Fortgang der Königsmord-Tragödie bei.

Das ist symptomatisch für den Abend: ein klassischer Text, ein hochkarätiges Ensemble, ein eindrucksvolles Bühnenbild von Harald B. Thor (wenngleich die Idee der kippenden Bühne nicht mehr ganz taufrisch ist) und einige schöne Regie-Ideen sorgen für einen unterhaltsamen Theaterabend. Dennoch lässt einen dieser „Macbeth“ kalt, vor allem in der letzten Stunde nach der Pause bleibt vieles Stückwerk und fügt sich nur noch schwer zu einem stimmigen Drama.

„Macbeth“ hatte am 13. Januar 2017 am Münchner Residenztheater Premiere. Weitere Informationen und Termine

Bilder: Thomas Dashuber

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert