Suburbicon

Ganz harmlos pirscht sich diese böse Satire auf den „American way of life“ an das Publikum heran. George Clooney lullt uns erstmal mit Bildern einer beschaulichen Vorstadt-Idylle in dem fiktiven Städtchen „Suburbicon“ irgendwo mitten in den USA tief in den 1950er Jahren ein.

Während der ersten halben Stunde passiert nicht viel, bevor er die Schraube immer deutlicher anzieht und eine gallige Abrechnung mit Trumps „Make America great again“-Pathos auf die Leinwand knallt. Die Eisenhower-Jahre werden bis heute als gute, alte Zeit verklärt, in der die Welt noch heil und übersichtlich schien und das Feindbild klar war (erstens Kommunisten, zweitens schwarze Bürgerrechtler, die gegen Rassendiskriminierung kämpften). Diese Vorstellung nimmt „Suburbicon“ in einem sehenswerten Unterhaltungsfilm lustvoll aufs Korn.

Clooney und sein Hollywood-Starensemble vom linken Flügel der Traumfabrik speisen ihre schwarze Komödie aus zwei Quellen: Zum einen aus einem Drehbuch der Coen-Brüder, an dem sie vor gut dreißig Jahren schrieben. Mit ihrem typischen sarkastischen Humor erzählen sie von einem Betrüger-Paar: Matt Damon gibt den soliden Familienvater und hat sich eigens ein paar Kilo zu viel angefuttert. Julianne Moore glänzt als unscheinbare Hausfrau und skrupellose Schwägerin.

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Gemeinsam räumen sie kaltblütig ihre Gegenspieler aus dem Weg, begehen dabei aber den Fehler, auf ein tollpatschiges Kleinkriminellen-Duo zu setzen, das ihnen in echter Coen-Manier völlig außer Kontrolle gerät. Einen starken Auftritt hat auch Oscar Isaac als cleverer Versicherungs-Detektiv, der dem Betrug auf die Schliche kommt.

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Zum anderen basiert diese grelle Farce auf einer wahren Geschichte: 1957 zogen die Meyers als erste schwarze Familie in den Suburb Levittown in Pennsylviana. Die rassistischen Vorurteile und unterschwelligen Aggressionen kulminierten schnell in einem Mob, der sich vor dem Haus austobte. Diese historischen Ereignisse fügen sich erschreckend bruchlos in die abgründige Welt von Ethan und Joel Coen ein.

„Suburbicon“ war eines der Highlights beim Festival in Venedig im September 2017, lief anschließend in Toronto und startete am 9. November 2017 in den deutschen Kinos.

Bilder: © 2017 Concorde Filmverleih GmbH / Hilary Bronwyn Gayle

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