Brel

Eine Steinbruchkulisse wie auf der vorherigen Festival-Station in Avignon hat ImPulsTanz natürlich nicht zu bieten. Aber auch das Akademietheater ist ein würdiger Gastspielort für Stammgast Anne Teresa de Keersmaeker, die seit 1994 nur bei wenigen Ausgaben fehlte.

Das Besondere ist, dass die Grande Dame der flämischen Tanzszene diesmal selbst auf der Bühne steht. Mit ihren ausladend-schwingenden Bewegungen untermalt sie die Chansons ihres belgischen Landsmanns Jaques Brel.

Mit auf der Bühne steht einer ihrer begabtesten jungen Schüler, Solal Mariotte, der vor zwei Jahren in ihrem Meisterwerk „Exit Above“ auffiel. Vom Breakdance kommend setzt er auch diesmal Akzente, in dem er den Chansons aus dem 20. Jahrhundert wohldosiert einige Moves aus seinem Repertoire des 21. Jahrhunderts beimengt.

Die 90 Minuten, die in Brügge uraufgeführt wurden und seitdem über die koproduzierenden Festivals touren, sind eine Hommage an einen der prominentesten Vertreter des Chansons. Streng chronologisch kommen seine Stücke aus dem Off.

Leider kommt die tänzerische Untermalung von Keersmaker/Marotte meist nicht über eine recht plakative Bebilderung der Songs aus dem vorigen Jahrhundert aus. Diese „Brel“-Hommage ist ein Abend, an dem sich die Geister scheiden: Fans des Chansonniers kommen voll auf ihre Kosten. Auch Marc Zitzmann, der in Avignon mit Marlene Freitas „Nôt“ und Thomas Ostermeiers „Wildente“ so hart ins Gericht ging, lobte sie in seinem FAZ-Bericht. Katrin Ullmann war in der taz näher an meiner Meinung und fand das Gastspiel zu beliebig.

Bilder: Anne Van Aerschot

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