In ihrer lakonischen Tragikomödie erzählt Maren-Kea Freese vom Umbruch in der Lausitz nach dem Mauerfall. Wilma war stolz auf ihre Arbeit als Elektriker (ungegendert, wie sie betont und es damals üblich war), steht jedoch mit Mitte 40 vor dem beruflichen Aus, als die Braunkohle-Industrie abgewickelt wird und sie auch im Elektrofachmarkt gekündigt wird.
Als sie auch noch mitbekommt, dass ihr Mann sie mit einer Freundin und Arbeitskollegin betrügt, packt sie ihren Stapel Zertifikate und versucht einen Neuanfang in Wien, wohin auch ein früherer Kollege (Stephan Grossmann). Der Tragikomödienplot zeigt, wie sie sich auf dem „Arbeiterstrich“ anbietet und mit Hilfsarbeiten weit unter ihrer Qualifikation durchschlägt. Halt findet sie in einer Bohéme-Weg einer feministisch-aktivistischen Möchtegern-Literaturprofessorin und ihres jungen Lovers, der vom Durchbruch als Schriftsteller träumt. Beim Schnaps am Küchentisch sprechen sie über verlorene Illusionen, das Leben der Frauen in klassischen Männerberufen in der DDR und den Sozialismus.
In der zweiten Hälfte hat „Wilma will mehr“ einige Längen und franst etwas zu redundant dahin. Bis dahin ist es vor allem Fritzi Haberlandt in der Titelrolle, die den Film trägt. Mit Trotz und Pragmatismus lässt sich ihre Wilma-Figur nicht unterkriegen. Die Schauspielerin wuchs in Ost-Berlin auf, war beim Mauerfall erst 15, studierte in einem mittlerweile legendären HfS Ernst Busch-Jahrgang und startete bald mit großen Rollen im Kino und Theater durch, wo man sie in letzter Zeit am DT Berlin wieder häufiger in zwei Produktionen sehen kann.
Das vom MDR koproduzierte „Wilma will mehr“ hatte im Frühjahr 2025 beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern Premiere, gewann den Publikumspreis beim Neiße-Festival im Dreiländereck zu Polen und Tschechien und startete am 31. Juli 2025 in den Kinos.
Bilder: Neue Visionen Filmverleih