Fritzi Haberlandt ist zurück auf der Bühne. Nach Elfriede Jelineks „Angabe der Person“ gastiert der Filmstar erneut am Deutschen Theater Berlin, diesmal sogar auf der kleineren Kammerbühne. Im Rokoko-Look spielt sie die CEO Franka König, die für ihre Karriere über Leichen geht und am liebsten ihren Jammerlappen-Sohn Karsten (Frieder Langenberger) demütigt.
Diese Beschreibung zeigt schon, womit wir es bei Svenja Viola Bungartens neuem Stück „Der Liebling“ zu tun haben: einer feministischen Farce mit stark überzeichneten Figuren, zu denen noch ein Tradwife (Mareike Beykirch), eine weitere CEO, die in ihre Erzrivalin verliebt ist (Abak Safaei-Rad) sowie zwei Schwestern auf Rache-Mission (Henni Jörissen und Katrija Lehmann).
Obwohl Uraufführungs-Regisseurin Anita Vulesica eine begabte Komödiantin ist und sie gerade mit ihrer Hamburger Inszenierung „Die Maschine oder: Über allen Gipfeln ist Ruh“ erstmals zum Theatertreffen eingeladen ist, treten die zwei Stunden oft auf der Stelle. Die Freundinnen des Teams, die unglücklicherweise neben mir platziert wurden und schon die Geschenke für die Premieren-Party griffbereit halten, giggeln aufgekratzt über fast jede Kleinigkeit, der Rest des Saals folgt dem zähen Plot eher still.
Zu überfrachtet wirkt die Farce, zu viele Facetten „toxischer Weiblichkeit“, die Dramaturgin Lily Busch aufzählt, wollte Autorin Bungarten in ihrem zwischen Splatter und weiblicher Versöhnungs-Utopie schwankender Farce unterbringen. Dass sie Talent hat, bewies sie schon mit „Maria Magda“, das beim Heidelberger Stückemarkt vorgestellt wurde und in Münster uraufgeführt wurde.
Immerhin darf das Publikum wieder mal Fritzi Haberlandt auf der Bühne live erleben, die sichtlich Freude hat, die „toxischste aller Bitches“ zu spielen, wie ihr zu Beginn attestiert wird. Nach den zwei Theaterstunden ist aber nicht mehr so eindeutig, ob die anderen überdrehten Klischee-Figuren der von Haberlandt verkörperten Franka König in puncto Toxic Bitchness wirklich so unterlegen sind.
Bilder: Eike Walkenhorst