Sehr lakonisch erzählt Justine Bauer in ihrem Abschlussfilm der Kunsthochschule für Medien Köln vom Leben in ihrer Heimat. Bis auf Ex-Burgschauspielerin Johanna Wokalek erleben wir fast nur Laien bei ihrer alltäglichen Arbeit und in ihrer Hohenloher Mundart, einer Mischung aus dem Schwäbischen und Fränkischen.
Auf einen Plot im klassischen Sinn hat die junge Regisseurin verzichtet. Der Film treibt durch einen Sommer der jungen Hauptdarstellerinnen, der geprägt ist von viel Arbeit, Schwimmen am See und der Frage, was sie mit ihrem Leben anfangen möchten. Eine ist unerwartet schwanger. Katinka (Karolin Nothacker) würde am liebsten Bäuerin werden und ihr eigener Chef in der freien Natur sein, aber laut jahrhundertealter Erbfolge-Traditon wird der Hof an den großen Bruder gehen. Sie muss in eínen anderen Hof einheiraten, ein passender Kandidat ist nicht in Sicht.
Ein Leitmotiv ist das Kastrieren des Lamas und das Ersäufen der Katzen. Mit den Nutztieren wird ganz pragmatisch ohne viel Emotion umgegangen, trotzdem stehen ihre Namen im Abspann an erster Stelle vor den menschlichen Darstellern. Fernab jeder Heimatfilm-Idylle zeichnet „Milch ins Feuer“ ein düsteres Bild vom prekären Leben der Kleinbauern. Das spitzt sich vor allem in der Figur eines Nachbarn zu, der bei einer Protestaktion die titelgebende Milch ins Feuer gießt, bevor er sich erhängt. Aber auch das wird so lakonisch erzählt wie der Rest. Das Leben muss weitergehen, die Ernte eingeholt werden, bevor es regnet.
Im vergangenen Sommer hatte „Milch ins Feuer“ seine Premiere beim Filmfest München und gewann neben „Sad Jokes“ einen der Förderpreise für die beste Produktion. Im Herbst vergab Doris Dörrie als Allleinjurorin den MFG-Preis für die beste Nachwuchsregie aus Baden-Württemberg im Rahmen der Televisionale.
Unerwartet viel Aufmersamkeit und unerwartet positive Kritiken bekam „Milch ins Feuer“ zum Programmkino-Start am 7. August 2025.
Bilder: © Bauer Carnicer / Filmperlen