Zur Jahrtausendwende trat Hedwig ihren Siegeszug vom Off-Broadway an. Drei Jahre nach der Premiere im Jane Street Theatre räumten John Cameron Mitchell (Regie, Drehbuch, Hauptrolle) und Stephen Trask (Musik, Co-Autor Drehbuch) im Winter 2001 zunächst den Regie- und Drehbuchpreis in Sundance, anschließend den Teddy auf der Berlinale ab. Weitere Auszeichnungen folgten, 2002 war John Cameron Mitchell auch für einen Golden Globe als bester Hauptdarsteller nominiert.
Ein Jahrzehnt später kam das Musical auch zu Broadway-Glamour-Ehren und in Berlin realisierte Guntbert Warns eine Bühnenfassung mit Sven Ratzke, die zunächst im Keller des Admiralspalasts lief und seit einigen Jahren im Renaissancetheater zu sehen ist.
Doch um die Filmversion wurde es still, in Deutschland ist sie auf keinem der üblichen Portale zu finden, eine der raren Gelegenheiten, den Klassiker zu sehen, gab es gestern in der MonGay-Reihe der Yorck-Gruppe.
Der Plot ist schräger, queerer Punk: Hansel ist in der DDR aufgewachsen und möchte mit seinem Sugar Daddy GI Luther in die USA fliehen, das ist jedoch nur um den Preis einer Geschlechtsumwandlung von Hansel zu Hedwig möglich. Diese geht ebenso schief wie der Traum vom Leben in Wohlstand und Freiheit im goldenen Westen. Immer wieder gerät Hedwig (Cameron Mitchell) an die falschen Männer, zuletzt an Tommy Gnosis (Michael Pitt), dem sie alles mühsam beibringt, bis auch er sie fallen lässt und ohne sie eine Rockstar-Karriere mit den geklauten Songs macht.
Mit eingestreuten Songs und campy Spielszenen erzählt das Team die Geschichte einer schillernd nonbinären Figur aus einer Zeit, als Geschlechterrollen noch streng binär gedacht wurden.
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