Der Tag der Eule

Als erster italienischer Roman, der die Strukturen der Mafia beleuchtete und die Verstrickung zwischen Politik und organisierter Kriminalität anpragerte, gilt „Der Tag der Eule“ (im Original: „Il giorno della civetta„), mit dem Leonardo Sciascia 1961 bekannt wurde.

Sieben Jahre später verfilmte Damiano Damiani diesen Stoff: in der Hauptrolle erleben wir Franco Nero als Capitano Bellodi, der aus Parma nach Sizilien versetzt wurde und unbeirrbar an der Aufklärung eines Auftragsmords festhalten will. Die Omertà, mit der die Mafia die örtliche Bevölkerung im Klammergriff hält, wird schon in den ersten Szenen spürbar: Niemand will etwas gesehen haben, niemand weiß angeblich etwas.

Die 112 Minuten werden zum Ringen des Ermittlers, der sich nicht anders zu helfen weiß, als mit fingierten Geständnissen der Mittäter einen nach dem anderen zum Reden zu bringen und auch nicht davor zurückschreckt, Don Mariano Arena (Lee J. Cobb) zu verhaften.

Ein zentrales Ermittlungshindernis ist, dass die Mafia das Gerücht streut, dass die Witwe Rosa Nicolosi (Claudia Cardinale) immer offen für eine Affäre sei und ihr Mann nach einer Eifersuchts-Tat auf der Flucht sei.

Damiani inszeniert den Film als Mischung aus Krimi und Politdrama, konsequent verweigert er sich einem Happy-end. Kurz vor Schluss sind die wahren Schuldigen zwar in Haft, kommen aber wieder frei. Als ein anonymer Brief auf den in einer Grube liegenden, ermordeten Kronzeugen hinweist, wendet sich das Blatt endgültig. Die bewährten Einschüchterungsstrategien funktionieren weiterhin. Der lästige Carabinieri, der zu tief in das Netzwerk eindrang, ist weg, seinen Nachfolger beobachtet die lokale Cosa Nostra mit spöttischer Neugier in einer letzten Einstellung durchs Fernglas. 

„Der Tag der Eule“ lief im Sommer 1968 im Wettbewerb der Berlinale, gewann jedoch keinen Bären. Im selben Jahr teilte sich der Film gemeinsam mit Carlo Lizzanis „Die Banditen von Mailand“ den David di Donatello, den italienischen Filmpreis, für die beste Produktion. Die von der DEFA synchronisierte Fassung kam unter dem Titel „Don Mariano weiß von nichts“ und wird hin und wieder in den Dritten Programmen ausgestrahlt, zuletzt gestern Abend im Hessischen Rundfunk.

Bild: Progress Filmverleih

 

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