Trailer Park

In die Welt der Influencer, Selfie-Knipser und Selbstdarsteller taucht Moritz Ostruschnjak in seiner Choreographie „Trailer Park“ für das Staatstheater Mainz ein. Die zehn Tänzerinnen und Tänzer pflügten durchs Internet und sammelten Skurriles, Narzisstisches, Albernes, Faszinierendes: eben das, wovon das Netz voll ist.

Wie schon in früheren Arbeiten von Ostruschnjak ist der Remix das zentrale Stilelement. Theatertreffen-Jurorin Sabine Leucht hat diesen Ansatz in einem Porträt für die taz vor einigen Wochen schön beschrieben.

Die Tänzerinnen und Tänzer werfen sich in Posen, zelebrieren ihre Athletik und Jugendlichkeit. Zugepflastert mit Werbelogos sind die Trikots, in denen das Ensemble steckt. Dazu wummert ein Soundtrack aus Pop und Rock, der selten die Ohrwurm-Qualität der Queen-Abschluss-Hymne „Who wants to live forever“ erreicht. Bewusst austauschbar wirken Körper, Posen und Songs, die in diesem „Trailer Park“ versammelt sind.

Ostruschnjaks Gastspiel, das im Rahmen einer Kooperation von tanzmainz und Sasha Waltz & Guests nach Berlin eingeladen wurde, ist das Stück in der aktuellen „Tanz im August“, das sich ohne Zugangsbarrieren (freigegeben auch schon ab 6 Jahren) von einem breiten Publikum konsumieren lässt und auch in der 3sat-Mediathek abrufbar ist.

„Trailer Park“ ist als poppig-bunter Party-Remix schön anzusehen, aber der Tenor der aufgeschnappten Gesprächsfetzen auf der Spree-Terrasse entsprach meinem Eindruck: Es bleibt unklar, welche Haltung Ostruschnjak und seine Choreographie zur Welt der Influencer und Social Media-Sternchen? Ist der Remix ironisch oder affirmativ?

Im Radialsystem V gibt es am 27./28. August noch drei weitere, bereits ausverkaufte Festival-Gastspiele, in Mainz steht das Stück wieder am 28. September sowie 2./ 6./31. Oktober auf dem Spielplan.

Bilder: Andreas Etter

 

 

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