Konsequent verweigert sich Lia Rodrigues in ihrer neuen Choreographie „Borda“ den Erwartungen des Publikums. Eine halbe Stunde lang passiert fast nichts: in Zeitlupentempo schälen sich die Tänzerinnen und Tänzer aus einer Folie, die über die ansonsten leere, dunkle Bühne im Haus der Berliner Festspiele drapiert ist. Mit minimalistischen Gesten wird grimassiert, sehr, sehr langsam kommt die Installation in Bewegung.
Als „Geduldsprobe“ wurde diese Koproduktion mehrerer Festivals, die quer durch Europa tourt und im deutschsprachigen Raum bereits bei den Wiener Festwochen, im PACT Zollverein Essen und der Münchner Muffathalle lief, in ersten Kritiken treffend beschrieben.
Von der Wucht und Energie, die das letzte Gastspiel „Furía“ im HAU 2019 prägten, ist die neue Arbeit von Lia Rodrigues und ihrer in einer Favela von Rio de Janeiro angesiedelten Companhia de Danças ist „Borda“ (auf Deutsch: Grenze, Rand) weit entfernt.
Der zweite Teil ist geprägt von Posing und Slapstick, die Klamotten werden bunter, während die Musik arg repetitiv wummert. Nach der anfänglichen Stille werden die Grimassen und der Sound-Teppich von ein paar Satzfetzen durchbrochen. Statt eines mitreissenden Tanz-Erlebnisses bietet Lia Rodrigues diesmal nur eine Klischees bedienende, fade Performance.
Im Rahmen von Tanz im August gibt es heute Abend ein weiteres Gastspiel im Haus der Berliner Festspiele. Am ebenfalls koproduzierenden Theater Freiburg wird „Borda“ im Juni 2026 zu sehen sein.
Bilder: Sammi Landweer