Bei der israelischen Starchoreographin Sharon Eyal denkt man sofort an roboterhaft zuckende Kampfformationen, an Techno-Bilderrausch und kühle Präzision.
Überraschend gehen Eyal und ihr Partner Gai Behar diesmal einen völlig anderen Weg. Statt Roboter-Gleichschritt gibt es diesmal Pas de Deux. So nah am klassischen Tanz war Eyal, die inspiriert von Ohad Naharins „Gaga“ ihren ganz eigenen Stil entwickelte, noch nie. Statt Berghain-Atmosphäre fühlt man sich diesmal eher an George Balanchine oder Vaslav Nijinsky, wie „Die Deutsche Bühne“ notierte. Die beiden prägenden Choreographen der russischen Klassik wurden um die vorletzte Jahrhundertwende in Sankt Petersburg bzw. Kyiv geboren.
„Delay the Sadness“ ist ein sehr persönliches Werk von Eyal, das ihrer vor zwei Jahren verstorbenen Mutter verstorben ist. Der eine Stunde kurze Abend schwelgt in zärtlichen, fließenden Bewegungen. Erst gegen Ende werden die Gesten abgehackter. Ein stummer Schrei wird von einem Paar zelebriert.
Im Programmheft-Interview spricht Eyal sehr allgemein über die Themen Leben und Sterben und sperrt sich gegen zu konkrete Anknüpfungspunkte für eine Interpretation.
„Delay the Sadness“ hatte am 12. September 2025 im Rahmen der Ruhrtriennale in der Bochumer Jahrhunderthalle Premiere. Nach insgesamt vier Festival-Vorstellungen wird dieser ungewöhnliche Eyal-Abend bei zahlreichen hochkarätigen Koproduktionspartnern zu sehen sein.
Bilder: © Vitali Akimov, Ruhrtriennale 2025