Selten schäumt das Feuilleton so vor Empörung wie angesichts der lesbischen B-Movie-Komödie „Honey don´t“ von Ethan Coen und seiner Frau Tricia Cooke. In den 1990er und 2000er Jahren bildete Ethan Coen mit seinem Bruder Joel ein sehr erfolgreiches Regie-Duo, das mit Indie-Produktionen und zunehmender Starbesetzung bei Publikum und Kritik hervorragend ankam.
Die Wut über diesen Film liegt wahrscheinlich an der Enttäuschung über die vermissten Helden und brachliegendes Potenzial: vor einigen Jahren gaben die Coens bekannt, zumindest vorübergehend getrennte Wege zu gehen. Während des Lockdowns arbeitete Ethan mit seiner Partnerin, die sich als queer bezeichnet und in der offenen Beziehung auch Freiraum für lesbische Bedürfnisse bekommt, an den Drehbüchern für eine Exploitation-Trilogie. Teil 1 „Drive-Away Dolls“ kam schon im Frühjahr 2024 in die Kinos. Teil 2 „Honey don´t“ hatte in Cannes Premiere, jedoch nicht im Wettbewerb um die Goldene Palme oder in den Arthouse-Nebenreihen, sondern auf der Mitternachtsschiene, die genau der richtige Ort für dieses grelle B-Movie ist.
Margaret Qualley spielt die lesbische Privatdetektivin, die einem Noir-Klassiker entstiegen schiene, wenn sie ihre Sexualität nicht so offensiv ausleben würde. Sie ist das Zentrum eines wild ausfransenden Plots rund um einen ebenso sexsüchtigen Sekten-Priester (Chris Evans), eine französische Auftragskillerin, viele Leichen und noch mehr Dildos. „Honey don´t“ ist ein Film, der dem prüden Trump-Amerika den Spiegel vorhält, ein MAGA-Logo auf einer Stoßstange demonstrativ mit einem feministischen Vagina-Slogan überklebt und beim überwiegend lesbischen Publikum in meiner gestrigen Kino-Vorstellung sehr gut ankam.
„Honey don´t“ ist sicher keine ausgefeilte Filmkunst, sondern will als rasantes B-Movie einfach nur Spaß machen und seine Zielgruppe abholen.
Der Film startete am 11. September 2025 in den deutschen Kinos.
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