Peer Gynt

Vor genau einem Jahr wurde die Theaterwelt von der Nachricht aufgeschreckt, dass Vegard Vinge und Ida Müller die Interims-Intendanz der Volksbühne am Rosa Luxemburg-Platz übernehmen sollen. Es kam bekanntlich anders, die Verhandlungen endeten im Streit mit dem Senat. Was bleibt, ist die Spielzeiteröffnung: wieder mal ein sehr langer Abend, wenn auch auf 8 Stunden begrenzt, wieder mal nach einer Vorlage von Vinges norwegischem Landsmann Henrik Ibsen.

Das Beste an dieser Performance sind die Fantasy-Bildwelten, die nicht nur die Bühne, sondern auch schon das Foyer bespielen. Während der langen Stunden lohnt sich eine Verschnaufpause beim Flanieren an den Plakatwänden. Filmklassiker von Francis Ford Coppola, Rainer Werner Fassbinder oder Quentin Tarantino werden zitiert, Fußball-Panini-Sammelbildchen zu WM-Turnieren der 1980er Jahre neu arrangiert, auf Theatergeschichte des Hauses von René Pollesch und der für viele legendären „12-Spartenhaus“-Inszenierung im Prater Bezug genommen. Vor allem ist der Rundgang eine Hommage an Volksbühnen-Mastermind Carl Hegemann, der im Frühsommer verstorben ist.

Was auf der Bühne und in zahlreichen Videos passiert, ist dann vor allem ein Vinge/Müller-Selbstzitat. Grelle Splatter-Groteske voller Körperflüssigkeiten, garniert mit „Peer Gynt“-Motiven. Mit verzerrten Stimmen und hinter Masken schleppt sich die Performance dahin. Mehr als ein paar Stunden ist diese Vinge/Müller nur für eingefleischte Fans zu ertragen. Deren Zahl bröckelt auch in der Berliner Theater-Blase, die Kritiken nach der Premiere am 25. September 2025 waren zurecht verhalten. Der Hype der 2010er Jahre mit zwei Theatertreffen-Einladungen scheint vorbei oder gibt es im Januar 2026 eine dritte Einladung durch die Jury?

Bild: Julian Röder

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