Einer der umstrittensten und am schwersten verdaulichen Filme des Kinojahres ist „Das Verschwinden des Josef Mengele“ des im Berliner Exil lebenden russischen Regisseurs Kirill Serebrennikow. Fast komplett in strengem Schwarz-Weiß gehalten, schildert er den berüchtigten KZ-Arzt von Auschwitz, der skrupellos an Menschen herumexperimentierte, als unverbesserlichen, aber verbitterten Nazi auf mehreren Stationen seiner Flucht durch Lateinamerika.
Grundlage des überlangen Films ist der gleichnamige Roman des Franzosen Olivier Guez, der im Sommer 2018 in Deutschland ähnlich kontrovers besprochen wurde wie die Film-Adaption, die in Cannes im Mai 2025 in der Sektion Premières lief und heute in den deutschen Kinos startete.
Besonders fragwürdig sind die nachgestellten Szenen im KZ, die in der Mitte des Films eine der wenigen Sequenzen in Farbe sind. Sehenswert macht den Film lediglich die Performance des Hauptdarstellers August Diehl, dem aktuellen Lieblingsschauspieler von Serebrennikow, der auch die Salzburger/Düsseldorfer Theater-Produktion „Der Schneesturm“ in diesem Sommer stemmte. Er wirft sich in alle Gefühlslagen seiner Figur: als für seine „Verdienste“ mit stolzer Brust von den anderen Nazis im lateinamerikanischen Exil gefeierter „Ehrenmann“, als ängstlich vor Verfolgung wimmernder alter Mann, als sturer Ideologe, der weiter all die Propaganda-Tiraden von sich gibt und im Gespräch mit seinem Sohn Rolf (Max Bretschneider) keinen Milimeter von seinen Positionen abgibt.
All das macht die 135 von arte und BR koproduzierten Kino-Minuten zu sehr schwer verdaulicher Kost.
Bild: ©Lupa Film, CG Cinema, Hype Studios