2020 landete der polnische Regisseur Jan Komasa mit „Corpus Christi“ einen Überraschungshit, der es auf die Shortlist für den besten fremdsprachigen Film schaffte. Das öffnete ihm die Türen in Hollywood und gab ihm die Möglichkeit, einen ersten englischsprachigen Film mit einem US-Team zu realisieren. Dafür suchte er sich ein Thema aus, das auf der Hand liegt: das Erstarken der Rechten, die Narrative ihrer Spindoktoren und die Spaltung der Gesellschaft.
Im Zentrum stehen die liberale Georgetown University-Dozentin Ellen (Diane Lane) und ihre ehemalige Studentin und künftige Schwiegertochter Liz (Phoebe Dynevor), die in ihrem Bestseller „The Change“ von einem homogenen Volk träumt, das sich ohne Parteien formiert und autokratisch gleichgeschaltet wird. Die Spannungen verschärfen sich beim Hochzeitstag von Ellen und Paul, zu dem jährlich die ganze Großfamilie zusammenkommt. Im Original heißt der Film deshalb auch „Anniversary“.
Was als Kammerspiel über die Spaltung einer Familie noch ganz vielversprechend beginnt, wird zu einem allzu holzschnittartigen Politdrama. Der Film mag gut gemeint sein, kommt aber zu thesenhaft und plakativ daher, auch die schauspielerischen Leistungen überzeugen nicht.
„The Change/Anniversary“ könnte der Film der Stunde sein: Er startet pünktlich zum Jahrestag der Wiederwahl von Donald Trump und passend zur Debatte um eine zunehmende Aushöhlung des Rechtsstaats und der weltoffenen Demokratie (in den US-Kinos am 29. Oktober 2025 und in Deutschland am 6. November 2025). Aber die schablonenhafte Parabel über die Zerstörung einer Familie, bei der auch der Steigbügelhalter als „nützlicher Idiot“ untergeht, kann wegen der beschriebenen Schwächen nicht überzeugen.
Bild: Tobis Film