Anarchie im Staatstheater: Hommage an Rio Reiser

An diesem Wochenende hätte Rio Reiser (1950 – 1996) seinen 60. Geburtstag feiern können. Die Party zu Ehren des Frontmanns der legendären Ton, Steine, Scherben wäre bestimmt spannend geworden! Wie hätten ihn wohl langjährige Weggefährten, z.B. die ehemalige Tourmanagerin der Band und heutige Bundesvorsitzende von BÜNDNIS ´90/DIE GRÜNEN, Claudia Roth, gewürdigt? Welche neuen Songs wären ihm zu den Themen Mietsteigerung, Gentrifizierung und brennende Autos in Kreuzberg eingefallen?

Leider wird das nur Phantasie bleiben: wir müssen uns mit der Hommage begnügen, die das Deutsche Theater Berlin für den Ausnahme – Musiker ausrichtete. Das Große Haus wurde zum Konzertsaal umfunktioniert und der Hamburger Musiker Jan Plewka mit seiner Band Schwarz – Rote Heilsarmee performten die bekanntesten Lieder aus den 1970er und 1980er Jahren. Das meist ergraute Publikum wippte dazu nostalgisch im Takt.

Den Künstlern gelang es sehr gut, die gesamte Bandbreite des Schaffens von Rio Reiser widerzuspiegeln: Seine Sehnsuchts- und Liebeskummerliedern wie Junimond oder Für immer und dich wechselten sich mit kämpferischen Abrechnungen mit der Politik des damaligen West – Berliner Senats im Konflikt die Hausbesetzerszene im Rauch – Haus – Song oder dem Klassiker anarchistischer Demos Macht kaputt, was euch kaputt macht!, dessen Refrain von vielen im Publikum lauthals mitgesungen wurde.

Etwas aufgesetzt wirkten allerdings die Posen des Sängers Jan Plewka, der z.B. eine Frau auf die Bühne bat, sie zu Boden zog und küsste. Ob es Rio Reiser gefallen hätte, als die Zuschauerin überrascht mit den Händen ruderte, den Künstler über sich? Ziemlich sicher nicht!

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