Berlinale 2010: Die Kurzfilme

Aus über 2600 Kurzfilm-Einreichungen werden in fünf Programmen 25 Filme aus 15 Ländern im Wettbewerb präsentiert, die um den Goldenen Bären, die Nominierung für den European Film Academy Kurzfilm 2010 und das DAAD Stipendium konkurrieren. Darüber hinaus wird Akai Mori no Uta (The Song of Red Forest) von Akihito Izuhara aus Japan außer Konkurrenz gezeigt: eine Animation, in der zwei mystische Wesen über den Zustand der Welt singen. 

Neben Filmen aus u.a. Peru, Südafrika, Italien und Korea ist die Spannbreite von Produktionen aus Rumänien beeindruckend, erstmals ist aus Osteuropa auch Kroatien vertreten, mit Zvonimir Jurićs Žuti mjesec (Yellow Moon).

Berlinale Shorts hat sich etabliert als Ort für Künstler und Filmemacher, wo das Experiment und der Mut einen Raum haben. Nicolas Provost aus Belgien ist mit Long Live the New Fleshvertreten und wird parallel in der Galerie Haunch of Venison in Berlin seine Arbeiten präsentieren. Shelly Silver zeigt den experimentellen Film 5 Lessons and 9 Questions about Chinatown.

Daniel Nocke, Drehbuchautor und Filmemacher, erforscht mit 12 Jahre den Kern einer Beziehung. In dem Dokumentarfilm Geliebt widmet sich Jan Soldat der Frage, welche Rolle Tiere spielen können, wenn der Mensch unfähig ist, einen anderen Menschen zu lieben.

2010 bietet Berlinale Shorts zum ersten Mal die Möglichkeit, sich über die herausfordernden Filme des Programms auseinander zu setzen: Mit „Berlinale Shorts goes Arsenal“ gibt es an drei Tagen Filmgespräche im Kino Arsenal.

Anlässlich des 60. Jubiläums der Berlinale präsentiert Berlinale Shorts im Rahmen der Retrospektive PLAY IT AGAIN …! zwei Kurzfilm-Programme: PLAY IT … SHORT! |1 & PLAY IT … SHORT! |2. Als der Neue Deutsche Film mit Regisseuren wie Fassbinder, Herzog und Kluge in den 1970er Jahren weltweit für Furore sorgte, gab es in der BRD „anteilsmäßig mehr weibliche Filmemacher als in irgendeinem anderen filmproduzierenden Land“ wie der Filmwissenschaftler Thomas Elsässer 1985 schrieb. Dies spiegelte sich auch im Festival wider. Den Anfang macht Geschichten vom Kübelkind, Episode 17: „Niedrig gilt das Geld auf dieser Erde“ aus dem Jahr 1971 von Ula Stöckl mit dem diesjährigen Jurypräsidenten Werner Herzog in der Hauptrolle. Weiter im Programm ist u.a.: Pia Frankenberg, die mit Der Anschlag 1983 einen Publikumserfolg feierte. Eine Entdeckung sind die Filmperlen von Hedda Rinneberg und Hans Sachs, die als Kollektiv über die Jahre mit Filmen im Festival vertreten waren. 1977 gewannen sie mit Ortsfremd den Goldenen Bären. Helke Sander erhielt 1985 für Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste – Nr.1 den Goldenen Bären. Birgit Durban, Archivleiterin von bildwechsel, wird in die Programme einführen.

Jury

Die diesjährige internationale Kurzfilmjury besteht aus der brasilianischen Festivalleiterin und Produzentin Zita Carvalhosa, dem Autor und Spex-Chefredakteur Max Dax sowie dempolnischen Regisseur Xavery Żuławksi. Die Preisverleihung von Berlinale Shorts wird am 16. Februar im CinemaxX 3 stattfinden.

Zita Carvalhosa / Brasilien

Die Gründerin und Leiterin des São Paulo International Short Film Festivals ist auch als Produzentin erfolgreich. Die Geschäftsführerin der brasilianischen Superfilmes brachte unter anderem das Drama A Casa de Alice (Alice’s House, Panorama 2007) in die Kinos. 2009 produzierte und inszenierte sie das Tela Digital Video Festival, einen Kurzfilmwettbewerb für Film, TV und neue Medien. Zita Carvalhosa ist auch als Filmkuratorin und Herausgeberin tätig.

Max Dax / Deutschland

Als Chefredakteur des Popkulturmagazins Spex ist Max Dax ein Kenner der Jugend- und Popkulturen. Er war mehrere Jahre lang Chefredakteur der Interview-Zeitschrift Alert und ist Autor mehrerer Bücher. Zu seinen Veröffentlichungen zählen eine Biographie über Nick Cave und eine Geschichte der Band Einstürzende Neubauten. Max Dax hat außerdem die CD-Compilation „Il Canto di Malavita – La Musica della Mafia“ produziert.

Xavery Żuławksi / Polen

Der Absolvent der Filmhochschule in Lodz erhielt 2006 für seinen Erstlingsfilm Chaos den Preis als Best Debut Director beim Polnischen Film Festival in Gdynia. Sein nächster Film Wojna polsko-ruska (Schneeweiß & Russenrot) wurde zu einem großen Kassenerfolg in Polen. Żuławski, Sohn des polnischen Meisterregisseurs Andrej Żuławski, gilt bereits als wichtige Stimme des jungen polnischen Kinos.

Berlinale Shorts Programm:

I/ ca. 82′ + Einführungen

Aramaki, Isamu Hirabayashi, Japan, 26′  (WP) 

Akai Mori no Uta, Akihito Izuhara, Japan, 6′  (außer Konkurrenz)

Žuti mjesec, Zvonimir Jurić, Kroatien, 16′ 

In the Air, Liza Johnson, USA, 22′

Giardini di Luce, Davide Pepe & Lucia Pepe, Italien, 12′ 

II/ ca. 74′ + Einführungen

Paradise Later, Ascan Breuer, Österreich, 13′

Derby, Paul Negoescu, Rumänien, 15′ (WP)  

A Perm, Lee Ran-hee, Republik Korea, 19′ 

Suhaksihum, Jung Yumi, Republik Korea, 2′ (WP) 

El segundo Amanecer de la Ceguera, Mauricio Franco Tosso, Peru, 10′ 

Long Live the New Flesh, Nicolas Provost, Belgien, 15′ (WP)   

III/ ca. 79′ + Einführungen

5 Lessons and 9 Questions about Chinatown, Shelly Silver, USA, 10′ 

Wo ich bin ist oben, Bettina Schöller, BRD, 18′ (WP)

Out in that Deep Blue Sea, Kazik Radwanski, Kanada, 16′ 

Hayerida, Shai Miedzinsi, Israel, 20′   

Geliebt, Jan Soldat, BRD, 15′ (WP)

IV/ ca. 84′ + Einführungen

Nachalnik, Yuriy Bykov, Russische Föderation, 20′ 

Händelse Vid Bank, Ruben Östlund, Schweden, 12′ (WP) 

Photos of God, Paul Wright, Großbritannien, 28′ (WP) 

Ich muss mich künstlerisch gesehen regenerieren, Ute Schall & Christine Groß, BRD, 20′ (WP)

12 Jahre, Daniel Nocke, BRD, 4′ (WP) 

V/ ca.  89′ + Einführungen

The Tunnel, Jenna Bass, Südafrika, 25′ 

Tussilago, Jonas Odell, Schweden, 15′ 

Venus vs Me, Nathalie Teirlinck, Belgien, 26′ 

Colivia, Adrian Sitaru, Rumänien/Niederlande, 17′  (WP)  

Unplay, Joanna Rytel, Schweden, 6′  (WP)  

PLAY IT … SHORT! |1 / ca. 66’

Geschichten vom Kübelkind, Episode 17: „Niedrig gilt das Geld auf dieser Erde“, Ula Stöckl, 1971, 17′

Zum Glück gibt’s kein Patent, Monika Funke-Stern, 1985, 15′

SSZZZTTT, Wilma Kottusch, 1986, 10′

Soldaten, Soldaten, Elfi Mikesch, 1994,14′

Annie, Monika Treut, 1990, 10′

PLAY IT … SHORT! |2 / ca.74’

Die Lösung, Sieglinde Hamacher, 1989, 4′

Der Anschlag, Pia Frankenberg, 1983, 11′

Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste – Nr.1, Helke Sander, 1985, 10′

Ortsfremd … wohnhaft vormals Mainzerlandstraße, Hedda Rinneberg und Hans Sachs, 1971, 12′

Parachute, Sabine Eckhardt, 1986,13′

Chloé, Angie Welz-Rommel,1985, 8′

Camilla Horn sieht sich als Gretchen in Murnaus Stummfilm FAUST, Hedda Rinneberg und Hans Sachs, 1982, 16′

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