Seit dem 21. Januar ist der Film Privatunterricht des Belgiers Joachim Lafosse bundesweit in ausgewählten Kinos zu sehen. Dieses diabolische Kammerspiel sorgte bereits beim Festival von Cannes für Furore und war einer der stärksten Beiträge des Verzaubert – Festivals im Frühjahr 2009.
Es beginnt ganz harmlos: Jonas droht zum wiederholten Mal sitzen zu bleiben und ist durch die ersten sexuellen Erfahrungen mit seiner Flamme Delphine zusätzlich aufgewühlt. Netterweise wollen sich drei Freunde seiner Mutter um ihn kümmern: Sie verbringen mit ihm amüsante Abende, geben ihm Flirttips und unterstützen ihn vor allem bei der ganzen Palette seiner schulischen Probleme von Algebra bis zur Camus – Interpretation.
Langsam kippt das Verhältnis und die Schlinge zieht sich enger um den Hals von Jonas: Er gerät in ein merkwürdiges Verführungsspiel. Die Frau und die beiden Männer werden immer anzüglicher und verschieben die Grenzen Schritt für Schritt, bis sich der Junge in ein merkwürdiges Geflecht verstrickt: Sexuelle Lustbefriedigung gegen Nachhilfe. Dieses perfide Missbrauchsdrama ist ein raffiniertes Kammerspiel, dessen Hauptdarsteller sich nach außen keiner Schuld bewusst sind: Sie meinen es doch nur gut… Sie wollen dem armen Jungen doch nur helfen…
Die Leistung dieses Films ist, dass er es schafft, drängende Fragen über die Grenzüberschreitung im Umgang mit Jugendlichen zu stellen und dabei nicht in billige Klischees abzudriften.
Kinostart: 21. Januar 2010
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