Der preisgekrönte Journalist Alexander Osang war wieder am Deutschen Theater zu Gast und las vor einigen Tagen aus seinem neuen Band Im nächsten Leben.
Nach einer launigen Erinnerung an frühere Auftritte auf dieser Bühne z.B. im Herbst 2001 und süffisanten Bemerkungen über den Intendanten und seine Gattin taucht Osang in seine erste Reportage ein: Wie man es seit vielen Jahren von ihm gewohnt ist, zeichnet sich auch das Doppelporträt von Pierre Brice und Gojko Mitic, die während des Kalten Krieges in West bzw. Ost auf die Rolle des Indianers abonniert waren, durch eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe auf. Mit mildem Spott über ihre Schwächen zeichnet er ein Bild seiner Protagonisten und ordnet das Geschehen wieder in den Kontext der aktuellen ost-west-deutschen Befindlichkeiten ein. Als Redakteur der Berliner Zeitung hat er sich in den 90er Jahren einen Namen durch zahlreiche Essays und Reportagen zum Vereinigungsprozess gemacht.
1999 wollte er aus dieser Schublade ausbrechen, heuerte beim Spiegel an und wurde Korrespondent in New York. Er erlebte den Einschnitt des 11. September und die Terrorhysterie hautnah mit, trägt darüber aber an diesem Abend nichts vor.
Stattdessen seziert er den Größenwahn eines Pforzheimer Zuhälters, der seinen Reichtum bei einer Rallye mit Luxusautos quer durch Europa zur Schau stellt und von der fixen Idee besessen ist, dass Pamela Anderson die einzig richtige Frau für einen Mann seines Kalibers ist.
Mit einem melancholischen Stück über Ulrich Mühe, einen der Stars am Deutschen Theater im Herbst 1989 und Hauptdarsteller des Leben der Anderen, zeigt er einen Schauspieler, der im Schatten seines eloquenten, jungen Regisseurs Florian Henkel von Donnersmark steht und sich in Kämpfen mit seiner Ex-Frau und der DDR-Vergangenheit verstrickt.
Der Abend schließt mit einem leider schon steinalten Text, über dessen Protagonisten Helmut Kohl, Gertrud Höhler und Wolfgang Lippert der Mantel der Geschichte längst hinweg gegangen ist. Es wäre schön gewesen, wenn der Abend noch mehr aktuelle Reportagen geboten hätte. Aber vielleicht löst Osang das ja bei der nächsten Lesung ein.