Sport und Musik verbinden. Sonntagabend und noch eine gute Stunde bis zum Anpfiff des ersten Gruppenspiels der deutschen Nationalelf; oder noch zehn Minuten bevor Dirigent Sir Simon Rattle den Taktstock heben und so den Anpfiff zum aktuellen Bildungstanzprojekt „Zukunft@BPhil“ der Berliner Philharmoniker geben wird. Vor der Arena, einer für Kult und Kultur umgenutzten Montagehalle für Omnibusse an der Spree, mischen sich das Berliner Konzert- und Fußballpublikum. Fahnengeschmückte Autos stehen für die Korsofahren und Hupkonzerte bereit, die Großleinwand für das public viewing ist gleich nebenan auf dem gleichen Gelände aufgebaut.
In Fußballfantracht zu den Philharmonikern
Umso erstaunlicher, dass so viele Menschen im Trikot schließlich auf der Konzerttribüne sitzen, George Gershwins Groove und Wynton Marsalis’ Swing aufnehmen und nicht die Torschützen in Weiß, sondern die bunt verkleideten Schulkinder bejubeln, die unten auf der Bühne zu Orchesterklängen der Philharmoniker und Jazzer tanzen. Von Tanzstudenten in expressionistischer Schiedsrichtertracht wird der bunte Haufen über das Feld gejagt, mit Pfiffen und roten Fähnchen. Dynamischer und abwechslungsreicher als diese Choreografie von Rhys Martin kann auch Deutschland Australien nicht besiegen: Ein humorvoller Kommentar zur WM im Medium der Kunst, zu einer musikalischen Stimmungsmache, wie sie in Südafrika kaum besser sein kann.
Nach dem Konzert tobt der Applaus. Nur die Zuschauer im Deutschlanddress haben keine Zeit zum Klatschen, bis die jungen Tänzer und die erfahrenen Musiker das Feld räumen. Beim Verlassen der Arena steht es 1A um Musik und Kids und 2:0 für Deutschland und den Fußball. Von Nona Schulte-Römer