ilb-Diskussion über den „Global Mufti“ Yusuf al-Qaradawi

Selten ist eine Podiumsdiskussion so missglückt wie diese Kooperation zwischen dem Internationalen Literaturfestival Berlin und dem Zentrum Moderner Orient: Die bekannte Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer und die beiden Herausgeber des Sammelbandes The Global Mufti. The Phenomenon of Yusuf al-Qaradawi sollten dem Publikum den umstrittenen islamischen Rechtsgelehrten vorstellen, der seit 1996 auf al-Jazeera in der Sendung Die Scharia und das Leben Fragen nach der richtigen, gottgefälligen Lebensweise beantwortet.

Leider brachten die 90 Minuten kaum einen Erkenntnisgewinn: Vom Podium kam in unterschiedlichen Varianten immer nur, dass der Mann sehr ambivalent sei und sich in seiner gewaltigen Produktivität zahlreicher Predigten, Fernsehauftritte und Schriften teilweise widersprüchlich äußert.

Aus dem fachkundigen Publikum im Collegium Hungaricum kamen mehrere ungeduldige Nachfragen: Es wurde auf konkrete Videos verwiesen, in denen er Töne mit recht eindeutiger antisemitischer Schlagseite anschlägt.

Fazit der Veranstaltung: Es ist unklar, wie sich dieser Mann einordnen lässt. Ist er ein moderater Mufti, der durchaus für Reformen offen ist? Manches lässt sich angeblich so interpretieren. Warum hat der alte, wenig charismatische Mann in der islamischen Welt so viele Anhänger? All diese Fragen wären sehr interessant, aber an diesem Abend blieb eine Antwort im Dunkeln.

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