Ein sehr düsteres Bild zeichneten die Diskutanten im Theatersaal des Hauses der Kulturen der Welt vom System Putin-Medwedew. Der Philosophie-Professor Michail Ryklin, die Publizistin Sonja Margolina, die seit 1986 in Berlin lebt,und die junge russische Journalistin Natalja Kljutarscharjowa konnten keine hoffnungsvollen Ansätze ausmachen, wie die autokratische Struktur des heutigen Russland überwunden werden könnte.
Nach dem Fall des Kommunismus und der jähen Enttäuschung der Hoffnung auf eine schnelle demokratische Transformation während der späten Gorbatschow- und frühen Jelzin-Jahre entzündet sich zwar immer wieder Protest wie eine Stichflamme an einigen Orten des gewaltigen Territoriums.
Die Panelisten waren sich aber einig, dass keine tragfähige Idee für einen Wandel in Sicht sei. Ob bei der nächsten Präsidentschaftswahl Medwedew wiedergewählt werde oder doch Putin wieder vom Amt des Ministerpräsidenten in den Kremlpalast wechsele, sei recht irrelevant.
In solch deprimierenden Moll-Tönen verlief die Diskussion, begleitet von Kopfschütteln, Unmut und giftigen Kommentaren über den Stil des Moderators Manfred Sapper von der Fachzeitschrift osteuropa. Er zelebrierte seine ausführlichen Hinführungen zur nächsten Frage in seiner Rhetorik, die in einigen Facetten an Guido Westerwelle und Reinhold Beckmann erinnerte, bis nach fortgesetztem Grummeln einige Besucher mit den Worten "Davon kriege ich Kopfschmerzen" gingen.