Andreas Kriegenburgs unkonventionell besetzter „Sommernachtstraum“

Schon wieder Shakespeare? Noch dazu schon wieder eine "Sommernachtstraum"-Inszenierung? Das Deutsche Theater Berlin brachte doch erst vor drei Jahren eine Regie-Arbeit von Jürgen Gosch mit Corinna Harfouch in einer der Hauptrollen heraus. Da muss man schon gute Argumente finden, warum Andreas Kriegenburg, einer der aktuellen Hausregisseure des DT Berlin, nun ebenfalls diesen Stoff auf die Bühne bringen soll.

Kriegenburg versucht es mit einer sehr ungewöhnlichen Besetzung: Normalerweise konzentriert sich im "Sommernachtstraum" vieles auf die Verwirrungen des Quartetts aus Lysander, Demetrius, Hermia und Helena. Sie spielen diesmal aber nur die dritte Geige. Statt des jugendlichen Überschwangs junger Schönheiten ist das melancholischere Ringen gesetzterer Paare in der Lebensmitte zu erleben.

Der Abend gehört vor allem den Handwerkern und einem diabolischen Duo in gut geschnittenen Anzügen: Als Fensterputzer in Overalls überraschen einige der großen Diven des Ensembles. Barbara Schnitzler, Margit Bendokat und Almut Zilcher macht es sichtlich Spaß, mit aufgeklebten Bärten und in breitbeiniger Bodenständigkeit mit den Erwartungen zu spielen. Dazwischen lässt Kriegenburg seine Truppe immer wieder über pychologische, philosophische und kulturwissenschaftliche Thesen von Freud und Co. streiten. Diese Ergänzung des klassisschen Stoffs wirkt etwas gewollt. Einer der Höhepunkte des Abends ist aber ihre bewusst dilettantische Aufführung von Pyramus und Thisbe, das sie als "Stück im Stück" auf der finalen Hochzeitsfeier zum Besten geben.

Sehr gut sind auch Ole Lagerpusch und Daniel Hoevels in Szene gesetzt.  Vor allem Letzterer war bisher noch kaum in größeren Rollen zu sehen, überzeugt aber als "Puck" an der Seite des Fürsten "Oberon". Die beiden Beaus genießen die Verwirrungen, die sie mit ihrem Liebeszauber angerichtet haben,  mit spöttischem Grinsen vom Bühnenrand aus, bis sie den nächsten Einfall zu Madrigal-Klängen umsetzen.

Fazit: Trotz mancher Längen gelingen Kriegenburgs Regie-Team einige schöne und amüsante Szenen. Eine klassische Liebeskomödie mit überdurchschnittlich vielen küssenden Paaren in der Pause.

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