Sebastian Nakajew wälzt sich als Othello in den letzten Pfützen des Brackwassers: Der intrigante Strippenzieher Jago (in den meisten Kritiken als bester Schauspieler des Abends gewürdigt: Stefan Stern) hat auch in dieser Inszenierung des Shakespeare-Klassikers die Saat der rasenden Eifersucht in dem leicht naiv wirkenden Kraftprotz gesät.
Thomas Ostermeier und sein Dramaturg Marius von Mayenburg, der für die aktualisierte Übersetzung verantwortlich war, rückten Jago erkennbar in den Mittelpunkt des Stücks: Mal als Conferencier im schicken Anzug und mit Mikrofon, mal als unscheinbarer Mann in den Kulissen, bestimmt er den Lauf der Tragödie. Ansonsten spult Ostermeier den Stoff routiniert ab: So weit, so bekannt. Mit knapp drei Stunden zieht sich das Drama doch etwas in die Länge.
Eigene Akzente setzt der Regisseur noch bei der Eröffnungsszene: Laute Trommeln schlagen den Takt, als Venedig vom Angriff auf die Türken erfährt, Othello und Desdemona posieren zwischen halb und ganz nackt im Zentrum der Bühne und die Schauspieler waten durch mehr als knöcheltiefes Wasser, das gerne mal in Richtung der teuren Plätze in der ersten Reihe spritzt.
Der gesamte Abend wird von Trommelklängen oder Ska untermalt. In der Industriehallenästhetik der Schaubühne am Lehniner Platz kommt diese akustische Begleitmusik aber weniger gut zum Tragen, als es wohl im Sommer bei der Premiere im antiken Amphitheater von Epidauros der Fall gewesen sein muss.
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