Matthias Richling ist einer der Stars der deutschen Kabarettszene. Aus zahlreichen Fernsehauftritten im Scheibenwischer, im Satire-Gipfel und Studio Richling kennt das Publikum seine Begabung, das Auftreten der Politgrößen in parodistischer Überzeichnung kenntlich zu machen.
Seit dieser Woche ist in den Berliner Wühlmäusen eine aktualisierte Fassung seines Programms Der Richling-Code zu erleben, das vergangenes Jahr Premiere hatte. Die Prominenz der Berliner Politbühne gibt sich in kurzen Szenen die Klinke in die Hand: Wolfgang Schäuble erklärt mit allen dialektischen Finessen, warum das Sparpaket der Bundesregierung völlig gerecht sei. Die Polemik, dass Heizkostenzuschüsse für Hartz IV-Empfänger gestrichen werden, weist er zurück. Immerhin bekommen die Reichen ihn ja auch nicht ausgezahlt. Was sei gerechter, als wenn niemand die Sozialleistung bekommt, fragt Schäuble?
Die Front-Männer der Linkspartei, Gregor Gysi und Klaus Ernst, antworten ihrem Interviewpartner in ganz unterschiedlichem Sprechthempo. Gysi echauffiert sich in einer Wortkaskade voller "etc." über jegliche Unterstellung, dass er irgendetwas mit der Stasi zu tun gehabt habe. Er werde dagegen gerichtlich vorgehen. Vorsichtshalber droht er auch ab, er werde jeden verklagen, der künftig behaupte, dass er etwas mit den Linken zu tun habe. Klaus Ernst verheddert sich mehfach bei der Aufzählung der vier Kernthemen seiner Partei: Hartz IV, Rente mit 67, Afghanistan, und was war dann noch?
Gerhard Schröder pafft genüßlich an seiner Zigarre, möchte aber nicht länger als Bundeskanzler angesprochen werden. Er legt Wert darauf, dass er jetzt als Aufsichtsratsvorsitzender der Gazprom-Tochter ein viel wichtigeres Amt habe: "Wenn jemand Meister geworden ist, sprechen sie ihn ja auch nicht mehr als Lehrling an."
Als Zugabe interviewt ein chinesischer Journalist den Weinkenner und FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle über den Zustand der FDP und die allgemeine politische Lage.
Matthias Richling spult sein unterhaltsames Programm routiniert ab und erntet viel Szenenapplaus für einige sehr treffende Figurenzeichnungen, z.B. der Kanzlerin in roter Jacke und des näselnden Gesundheitsexperten Karl Lauterbach.