Kurz vor der Sommerpause hatte das Kammerspiel Tape seine Premiere am Deutschen Theater. Bis zur Wiederaufnahme in diesem Herbst ist die mediale Aufregung um die Fälle Strauss-Kahn und Kachelmann zwar etwas abgebbt, aber der Kern dieses Stücks bleibt aktuell wie eh und je.
Ähnlich wie in den beiden hochumstrittenen Verfahren ist auch in Tape, umstritten, was in einer bestimmten Nacht geschehen ist. Die Frage, ob die Staatsanwältin Amy (von Nina Hoss glänzend gespielt und gesungen) nach der High-School-Party von vergewaltigt wurde, bleibt bis zuletzt ungeklärt im Raum stehen. Auf engstem Raum und auf weniger als 80 Minuten kompromiert entfaltet sich ein Ringen um die Wahrheit zwischen dem gekränkten Vince (Felix Goeser), der sein Leben nicht in den Griff bekommt und als Kleindealer dilettiert, dem smarten Regisseur Jobn (Bernd Moss) und Amy.
Das Stück wurde 1999 von Stephen Belber geschrieben und 2001 mit den klingenden Namen Uma Thurman und Ethan Hawke verfilmt. Seitdem war es auf den deutschen Bühnen kaum zu sehen, so dass die beschriebenen Prozesse und die mediale Aufregung der entscheidende Auslöser gewesen sein könnten, dass Regisseur Stefan Pucher dieses Stück wieder ausgrub und auf die Bühne brachte.
Unangenehm war der Qualm, den die beiden Männer, während sie sich belauerten, durch die Zuschauerreihen ziehen ließen. Wie schon beim Kafkas Schloss-Adaption wurde die Luft in den Kammerspielen dadurch ziemlich stickig, ganz nach dem schlechten Vorbild des Maxim Gorki – Theaters. Der Senat sollte deshalb überlegen, diese Ausnahmeregelung im Berliner Nichtraucherschutzgesetz für Theaterbühnen endlich zu schliessen. In den meisten anderen Bundesländern ist das längst der Fall.