„Kleine Utopien“: Jenseits von Wachstum und Fortschritt

Im sehr gediegen eingerichteten Saal des Deutschen Theaters finden regelmäßig Gastvorträge von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen statt, die sich in dieser Spielzeit dem Oberthema Kleine Utopien widmen.

Vor mehr als dreißig Jahren warnte der Club of Rome vor den Grenzen des Wachstums, Umweltbewegung und Grüne sorgtem dafür, dass der Umweltschutz bei allen Parteien groß geschrieben wird,  seit einigen Monaten arbeitet sich eine Enquete-Kommission des Bundestages am Wachstumsbegriff und dem Unterschied zwischen qualitativ und quantitativem Wachstum ab.

In diese Debatte griff an diesem Mittwoch Professor Ludger Heidbrink vom Kulturwissenschaftlichen Institut Essen ein: Vor einer kleinen, aber feinen Zahl von Besuchern stellte er die These auf, dass sich die Deutschen zwar als Öko-Vorreiter sehen und auf ihre Mülltrennung stolz sind, ein wirklicher Bewusstseinswandel hin zu einer ressourcenschonenden Lebensweise in Lippenbekenntnisen stecken bleibt.

In den interessantesten Passagen seines Vortrags zeichnete er nach, wie tief der Glaube an Fortschritt und Wachstum mental eingeschrieben ist und das Alltagshandeln bestimmt. Statt weiterer Aufklärungskampagnen, die an die Vernunft appelieren, schlägt er vor, sich auf die Listen des Odysseus zu besinnen.

Als konkretes Beispiel schlug er vor, dass die Stadtwerke ihre bisherige Geschäftspolitik umdrehen und den Ökostrom statt als Wahltarif gleich im Regelfall anbieten sollten. Wer die menschliche Trägheit miteinkalkuliert, wird vermuten, dass dann nur die wenigsten aus dem Ökostrom in andere Tarife wechseln werden.

Kleine Utopien

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