Der Publikumsliebling der Berlinale war ein hochpolitischer und zugleich sehr komischer Beitrag aus Serbien: Parada von Srdjan Dragojevic geht schon im Vorspann die nationalistisch aufgeheizten Konflikte des Balkans mit Witz und Tempo an. In schneller Folge werden die Beschimpfungen eingeblendet, mit denen sich Kroaten, Serben, Kosovaren und bosnische Muslime gegenseitig belegen.
Mit rasanten Schnitten geht es auch weiter: Der Boss einer mafiösen Vereinigung aus ehemaligen "Kriegshelden", die jetzt als Sicherheitsdienst und auch auf anderen Geschäftsfeldern tätig sind, duscht gerade in seiner Villa, als sein geliebter Hund im Hof aus einem heranrasenden Auto angeschossen wird. Seine Gangsterbraut ist eine durchsetzungsstarke Blondine, die gerne das Heft des Handelns behält und unbedingt auf einer kitischigen Traumhochzeit besteht.
So entstehen zwei Querverbindungen des Mafia-Paares zum Tierarzt und dem örtlichen Wedding-Planer, der mit ihm liiert ist und zugleich als Aktivist den Belgrader Christopher Street Day, die titelgebende Parade, organisiert.
Mit viel Liebe fürs Details werden die Klischees des Pulverfasses Balkan und des Hasses der verschiedenen Ethnien demontiert: Der Mafia-Boss muss unter dem Druck seiner Liebsten alle homophoben Vorurteile beiseitewischen und sich mit einigen Mitstreitern (einem Kroaten, einem Kosovaren und einem Bosniaken aus gemeinsamen Kriegszeiten) dem Mob entgegenstellen, der die Gay Pride Parade mal wieder mit Schlagstöcken und Messern angreifen will.
Unter viel Applaus und Gelächter wurde Parada mit dem Publikumspreis ausgezeichnet, den radio Eins und tip traditionell am Schlusstag der Berlinale vergeben.