Düsteres Kammerspiel am Polarkreis: Gnade

Im Wettbewerb um die Goldenen Bären war Gnade von Matthias Glasner einer der spannenderen Beiträge: Birgit Minichmayr und Jürgen Vogel, die den Film mit ihren eindringlichen schauspielerischen Leistungen tragen, verschlägt es als Paar in die Polarnacht von Hammerfest, im Norden Norwegens. Minichmayr spielt Maria, die ihrem Mann Niels, einem Ingenieur, folgte und dort in einem Hospiz arbeitet. Nach einer Doppelschicht fährt sie übermüdet nach Hause, hört auf freier Strecke einen dumpfen Schlag und fährt in Panik einfach weiter.

Mehr als zwei Stunden lang beleuchtet das Kammerspiel das Gefühlsleben der beiden Hauptdarsteller: Aus der Angst, dass sie vielleicht doch "nicht nur" einen Hund überfahren haben könnte, wird in den nächsten Tagen Gewissheit. Ein 16jähriges Mädchen verblutete im Straßengraben.

In manchen Rezensionen wurde kritisiert, dass es doch kaum vorstellbar sei, dass die Polizei im Fall einer Fahrerflucht mit Todesfolge kaum mit Ermittlungen präsent ist. Das ist tatsächlich das Glaubwürdigkeitsdefizit des Films. Seine Stärke ist aber, wie genau er beschreibt, wie sich das Verhältnis von Maria und Niels, der sie bisher mit einer Affäre betrügt, langsam verändert.

Bis zu den recht schwachen Schluss-Einstellungen trägt dieser rote Handlungsfaden der ZDF/arte-Koproduktion ein durchaus sehensewertes Drama um Schuld und Verdrängung.

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