Schiller und Salazar zum DT-Spielzeitauftakt

"Öde", "belanglos", "komatös" – damit ist nicht das TV-Duell zwischen Merkel und Steinbrück gemeint. So verreißen Nachtkritik, Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Deutschlandfunk, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, Süddeutsche Zeitung, WELT und Berliner Morgenpost in überraschender Einigkeit Stephan Kimmigs Inszenierung zum Spielzeit-Auftakt am Deutschen Theater Berlin.

Tatsächlich stehen die beiden Versatzstücke, die zur Doppelinszenierung mit dem sperrigen Titel Demetrius/Hieron – Vollkommene Welt gekoppelt wurden, unverbunden nebeneinander, Um große Worte und hehre Werte sollte es gehen, "Demokratie und Krieg" steht als Motto über dem Theaterjahr 2013/14. 

In der ersten Stunde bis zur Pause wird das Publikum mit einer düsteren Dystopie zwischen grauen Betonblöcken konfrontiert: der Nachwuchsdramatiker Mario Salazar schrieb ein klassisches Thesenstück über eine Diktatur in nicht allzu ferner Zukunft, wo Rationalisierungsdruck und Produktivität die Menschen so in Beschlag nehmen, dass nur noch Heiligabend eine kurze Atempause bietet. Nur an diesem Tag dürfen die Kinder zurück in ihre Familien. Wer arbeitslos wird, wird als nicht weiterverwendbares Humankapital einfach hingerichtet. Dieser Stück hat eine fast holzschnittartige Botschaft, die schon nach wenigen Minuten klar ist. Die Schauspieler haben wenig Möglichkeiten, sich in ihren Rollen zu entfalten.

Nach der Pause brachte Kimmig mit seinem Ensemble Demetrius, ein Fragment gebliebenes Spätwerk Schillers, auf die Bühne. Die klassischen Verse machen es den Zuhörern schwer, Zugang zum Stoff zu gewinnen. Das Stück verhandelt eine recht konventionelle politische Intrige über einen vermeintlichen Zaren-Sohn , der auf eine Lüge hereinfällt und in den Krieg um den Thron gehetzt wird.

Beide Teile stehen ohne logische Verknüpfung und durch eine kurze Pause unterbrochen nebeneinander. Wie die Dramaturgen den Früh-Stücken berichteten, entschied das Team kurzfristig eine Woche vorher, die Reihenfolge der beiden Versatzstücke zu ändern und mit Salazar zu beginnen. Statt einer klaren Grundidee der Inszenierung ist hier eher Beliebigkeit zu erkennen.

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