Stefan Puchers „Hedda Gabler“ am Deutschen Theater

Größer könnte der Kontrast zu den kargen, auf ein Minimum reduzierten Abenden nicht sein, die auf Berliner Bühnen zuletzt häufiger zu sehen waren: Stefan Pucher macht aus Ibsens Emanzipations-Drama Hedda Gabler ein Gesamtkunstwerk, das alle Sinne anspricht.

Diese Inszenierung schwelgt in Kostümen (der Auftritt von Nina Hoss in der Titelrolle mit ihrem Schmetterlings-Kostüm in ihrer letzten Inszenierung als DT-Ensemble-Mitglied vor ihrem Wechsel an die Schaubühne bleibt in Erinnerung), bietet bonbonbunte Bühnenbilder, die zwischen Biedermeier und stylischer Lounge wechseln, sie setzt – wie seit Castorf üblich – Videoaufnahmen ein und die Schauspieler greifen schon mal zur E-Gitarre oder singen mit erstaunlich guten Stimmen.

Vor allem glänzen Nina Hoss als unnahbare Diva, die ihre Intrigen spinnt, ihre spöttischen Einwürfe von der Seite als bösartige Hiebe setzt und am Ende alle in den Untergang reißt, und Bernd Moss als schmieriger Amtsgerichtsrat Dr. Brack, der hinter der Fassade des Biedermanns nur nach der nächsten Affäre Ausschau hält.

Nach den Premieren dieser Koproduktion der Ruhrfestspiele Recklinghausen und des Deutschen Theaters Berlin im Mai nörgelten einige Kritiker, dass Pucher mit seiner Inszenierung an der Oberfläche bleibe und hinter den Schauwerten keine Substanz stecke.

Es mag sein, dass Anne Tismer und später Katharina Schüttler und Lars Eidinger in Thomas Ostermeiers Schaubühnen-Abenden der größere Wurf gelang, aber diese Inszenierung ist in sich schlüssig und sehr unterhaltsam. Sie zeigt eine Hedda Gabler, die sich als Mode-Puppe in ihren eigenen Glamour verliebt, ihren graumäusigen Wissenschaftler-Gatten (gespielt von Felix Goeser) verachtet und an sich selbst scheitert.

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