„Inside Wikileaks“: Das Thema kommt im Popcorn-Kino an

Julian Assange war gegen diesen Film. Inside Wikileaks – die fünfte Gewalt rückt den Gründer der Enthüllunggs-Plattform auch in ein ziemlich schlechtes Licht: Benedict Cumberbatch spielt Assange als Egomanen, der seine Umgebung manipuliert und dem egal ist, ob seine Veröffentlichungen die Quellen oder Dritte in Gefahr bringen.

Mit rasanten Schnitten, aber auch einigen Längen taucht Bill Condons Film in die Entstehungsgeschichte von Wikileaks ein: Sehr ausführlich begleitet die Kamera Assange (Cumberbatch) und seinen neuen Partner Daniel Domscheit-Berg (Daniel Brühl) auf ihren Streifzügen durch Kongresse des ChaosComputerClubs, das Tacheles und das verschneite Berlin. Ihre ersten Scoops (dubiose Finanztransaktionen der Schweizer Privatbank Julius Bär, Wahlbetrug und Einschüchterungsversuche in Afrika, das Video eines mehr als nur sehr fragwürdigen Apache-Einsatz im Irak sowie die Erschütterungen in Island, die von der Kaupthing-Bank ausgelöst wurden) werden ins Bild gerückt.

In der zweiten Hälfte konzentriert sich der Film auf die Ereignisse des Jahres 2010, als Wikileaks die Weltpolitik erschütterte: In einer Medien-Koalition mit New York Times, Guardian und SPIEGEL veröffentlichten sie geheime Dokumente über die Kriegseinsätze im Irak und Afghanistan sowie tausende Depeschen des US-State Departments mit wenig schmeichelhaften, unverblümten Einschätzungen über internationale Verhandlungspartner.

Das Interessante an diesem Film ist, dass er eine wichtige Fragestellung, über die in Leitartikeln, Feuilletons und Seminaren über publizistische Ethik diskutiert wird, in das Popcorn-Kino der Multiplex-Kinos brachte: Am Beispiel eines Libyers, der den USA über Gaddhafi berichtete und durch die Veröffentlichung in Lebensgefahr kommt, wird hier diskutiert, ob alles ungefiltert auf die Webseite soll (wie Assange fordert) oder ob die Dokumente redigiert werden müssen, damit der Quellenschutz gewahrt bleibt (wie Domscheidt-Berg und die Guardian-Leute argumentieren, auf deren Büchern das Drehbuch beruht.

Inside Wikileaks ist kein Meilenstein der Filmkunst, aber ein unterhaltsamer und informativer Beitrag zu aktuellen, notwendigen Debatten. Nach einigen mageren Jahren mit mäßig erfolgreichen und kaum wahrgenommenen Filmen ist Daniel Brühl wenige Wochen nach dem Start von Rush auch hier in einer Rolle zu erleben, wo er sein Können demonstrieren kann.

Webseite zu Inside Wikileaks

Kinostart: 31. Oktober 2013 

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