Die chinesischen Filme dominierten in diesem Jahr den Wettbewerb um die Goldenen Bären. Diao Yinan gewann die begehrte Trophäe für seinen düsteren Film noir Bai Ri Yan Huo/Black Coal, Thin Ice und stahl damit leider dem zweiten bemerkenswerten Beitrag aus China die Show:
Ning Hao war 2005 mit seinem Film Mongolian Ping Pong schon mal im Forum der Berlinale zu Gast. Seit seinem Uni-Abschluss-Film war es stiller um ihn geworden, nun meldete er sich mit Wu Ren Qu/No man´s land furios zurück. Der Film zieht sein Publikum schon in den ersten Minuten in seinen Bann. Diese bildgewaltige Wüsten-Parabel hat alles, was einen guten Festival-Film ausmacht: eine komplexe, spannungsgeladene Story, starke Bilder aus der lebensfeindlichen Taklamakan im Nordwesten Chinas und klar konturierte, fein gezeichnete Charaktere, die sich gegenseitig übers Ohr hauen wollen. Ein aufstrebender Anwalt sorgte in der abgelegenen Provinz mit einigen Tricks für den Freispruch eines Ganoven aus Mangel an Beweisen, auf dem Heimweg gerät er in ein Geflecht krummer Geschäfte. Die Figuren sind häufig mit dem Beseitigen der Kollateralschäden beschäftigt (Leichen werden vorzugsweise mit Öl übergossen und angezündet, um alle Spuren zu verwischen).
Fazit: Wu Ren Qu ist ein glänzendes Beispiel für das junge, wilde chinesische Kino, das auf hohem cineastischem Niveau von einer Gesellschaft erzählt, die im Umbruch ist. Dazu zählt auch A touch of sin, der 2013 als Favorit für die Goldene Palme in Cannes galt und momentan in den deutschen Kinos läuft. Gewalt und Korruption, die Parteikader und staatlich gelenkte Medien unter der Decke halten wollen, werden drastisch ins Bild gesetzt. Die Stärke dieses Films ist es, dass er seine gesellschaftspolitische Kritik nicht einfach postuliert , sondern als kunstvolle Parabel erzählt, die mit handwerklichen Finessen gespickt ist.