Die Sommer-Berlinale im Freiluftkino am Friedrichshain litt an den ersten beiden Tagen unter den starken Regenfällen und brodelnden Gewittern. Erst am Samstag meldete sich der Hochsommer mit fast 30 Grad und blauem Himmel zurück – gerade noch rechtzeitig, damit der Goldene Bären-Preisträger in einem würdigen Rahmen bei lauen Sommerabend-Temperaturen in der proppenvollen Arena präsentiert werden konnte.
Nach diesem sonnig-heißen Tag hätte der Kontrast auf der großen Leinwand kaum stärker sein können: Diao Yinans Feuerwerk am hellichten Tage (im Original: Bai ri yan huo) spielt im tiefsten Winter in der chinesischen Provinz. Die Figuren stapfen durch Schnee und Eis, laufen Schlittschuh und benutzen diese praktischerweise auch gerne mal als Mordwaffe. Graue, verwaschene Bilder, harte Kost: ein Genrefilm, der mit den Stereotypen einer Femme fatale (Kwai Lun Mei) und eines alkohol-suchtkranken Ex-Polizisten (Liao Fan, der bei der Berlinale 2014 mit dem Silbernen Bären als Bester männlicher Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde) an die Tradition des Film noir anknüpft und oft mehr an Humphrey Bogart als an fernöstliche Sehgewohnheiten erinnert.
Der Genrefilm macht es seinen Zuschauern nicht einfach, die Figuren sind wortkarg, die Handlung über weite Strecken in Nebenstränge verästelt, schwankend zwischen Melodram und Detektivgeschichte. Der Film ist zwar in sich recht stimmig, die Jury-Entscheidung überrascht aber dann doch: ein anderer chinesischer Beitrag, Wu Ren Qu/No man´s land von Ning Hao, war in diesem Jahr wesentlich reifer, ästhetisch beeindruckender und in seiner komplexen, spannungsgeladenen Handlung überzeugender, ging jedoch völlig leer aus.
Feuerwerk am hellichten Tage läuft auch seit dem 24. Juli bundesweit im Kino.