Mexikanische Abgründe beim Literaturfestival

Mexiko war am Samstag die nächste Station bei der Reise durch die Literaturen der Welt beim 14. ilb.

Ab 18 Uhr las zunächst Yuri Herrera (Jahrgang 1970 und laut Moderatorin und Mittel- und Südamerika-Expertin Michi Strausfeld eine der spannendsten jüngeren Stimmen der hispanoamerikanischen Region) aus seiner Trilogie Der König, die Sonne, der Tod. Die Neue Zürcher Zeitung war in ihrer aktuellen Wochenend-Ausgabe von der schonungslos-kritischen Bestandsaufnahme der bekannten Probleme (Drogenkartelle, illegale Migrantenströme an der Grenze zu den USA, hohe Mordrate) sichtlich angetan.

Weniger düster ging es anschließend ab 20 Uhr bei Juan Pablo Villalobos (Jahrgang 1973 und somit unwesentlich jünger als Herrera) zu: er stellte seine bissige Satire Quesdillas vor, die nach dem Lieblingsgericht der im Roman beschriebenen Familie benannt ist und das Mittelstück einer Trilogie ist.

Noch treffender ist allerdings der Originaltitel: Si viviéramos en un lugar normal (Wenn wir an einem normalen Ort leben würden): Inspiriert von der absurden Literatur der französischen Moderne (Eugène Ionesco, Alfred Jarry, Samuel Beckett) und als Parodie auf den Magischen Realismus eines Gabriel García Márquez schildert er die mexikanische Gesellschaft mit den staunenden Augen eines 14jährigen und sorgte für zahlreiche Lacher im Publikum.

Der letzte Teil seiner Trilogie liegt im Original bereits vor, wartet aber noch auf die deutsche Übersetzung. Als kleinen Vorgeschmack kündigte Villalobos an, dass der Philosoph Theodor W. Adorno darin eine wichtige Rolle spielt.

Der König, die Sonne, der Tod von Yuri Herrera: S. Fischer Verlag, 352 Seiten

Quesadillas von Juan Pablo Villalobos. Berenberg Verlag, 174 Seiten

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