„Die kleinen Füchse“: Gierige Geier und Nina Hoss bei ihrem Schaubühnen-Debüt

„Ich hasse Dich nicht, ich verachte Dich nur… Aber schon immer – Von Anfang an“: Diese und andere Wahrheiten werfen sich die Figuren in Lillian Hellmans selten gespieltem Drama Die kleinen Füchse aus dem Jahr 1939 an den Kopf.

Das Gerüst des Plots kommt den Zuschauern aus zahlreichen Romanen, Theaterstücken und Filmen bekannt vor: der Patriarch (Thomas Bading als Horace Giddens) ist schwer krank, die reizende Verwandtschaft kreist wie die Geier ums Erbe, das sie an einen Investor verscherbeln möchte. Jeder versucht den anderen übers Ohr zu hauen oder für seinen Vorteil zu instrumentalisieren. Es gibt neben dem sterbenden alten Mann nur noch zwei Figuren, die halbwegs als Sympathieträger taugen würden, wenn sie sich aus ihrer Opferrolle emanzipieren könnten: erstens Birdie Hubbard (glänzend gespielt von Ursina Lardi), die in diese Schlangengrube eingeheiratet hat und ihren Frust seit 22 Jahren im Alkohol zu ertränken versucht, während die anderen Familienmitglieder mit der Nikotinsucht zu kämpfen haben. Zweitens die Enkelin Alexandra (Iris Becher), die ihren schlaksig-verschlagenen Cousin Leo (überzeugend: Moritz Gottwald) heiraten soll und auch sonst wie auf dem Schachbrett hin- und hergeschoben wird, bis sie sich endlich mit Grausen von dieser Sippschaft abwendet.

Trotz der Schwächen der Handlung und manch absehbarer Entwicklungen sieht man dem Schauspiel gern zu. Neben den Genannten überzeugten vor allem Nina Hoss (nach ihrem Wechsel vom Deutschen Theater Berlin seit 2014 neu im Schaubühnen-Ensemble als Regina, die Raffinierteste und Gefühlskälteste in dieser intriganten Familie und Mark Waschke als ihr Bruder Ben. Langanhaltender Schlussapplaus für diese schrecklich nette Familie in Thomas Ostermeiers Inszenierung.

Die kleinen Füchse. – Ca. 2 h 15 min. Die Premiere war am 18. Januar 2014.

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