Marianna Salzmanns „Wir Zöpfe“ am Gorki: schwächer als gewohnt

„Soll das jetzt ein Witz sein?“ – „Am besten gar nicht weiter darüber nachdenken.“

Dieser Dialog der Figuren beim weihnachtlichen Familientreffen fasst den Wir Zöpfe-Abend am Gorki sehr gut zusammen. Marianna Salzmann hat mit Muttersprache Mameloschn, das wegen großen Publikumsinteresses von der Box des Deutschen Theaters in die größeren Kammerspiele umzog, und mit Schwimmen lernen im Gorki Studio bewiesen, dass sie geistreiche und witzige Stücke zu aktuellen Themen schreiben kann.

Leider ist von diesem Talent bei ihrem neuen Text Wir Zöpfe, der bei der Literaturwerkstatt Rauş – Neue deutsche Stücke in Zusammenarbeit mit dem Ballhaus Naunynstraße entstanden ist, wenig zu erkennen. Die 90 Minuten über dysfunktionale Familien, Abtreibungen und hässliche Seiten Berlins ziehen sich fad dahin.

Mittendrin schickt die Regisseurin Babett Grube Dimitrij Schaad auf die Bühne. Er spielt Ljubov, das abgetriebene Kind mit Zöpfen, in häufig wechselnden Kostümen: mal im Strampelanzug, mal mit Strumpfhosen in knalligen Farben. Schaad feuert eine Salve meist flacher Witze ins Parkett, die zum großen Teil sehr zynisch die Grenzen guten Geschmacks und politischer Korrektheit austesten. Eine Minderheit nach der anderen bekommt unter halb-irritiertem, halb-belustigtem Höhöhö einiger Zuschauer eine verbale Breitseite ab. So kam wenigstens etwas Schwung in die Vorstellung, der ansonsten völlig fehlte.

Fazit: Das Theater des Jahres hat einige sehenswerte Abende im Repertoire, diese Inszenierung gehört nicht dazu.

Wir Zöpfe von Marianna Salzmann. – Regie: Babett Grube. – Ca. 90 Minuten. – Uraufführung: 4. Februar 2015

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