Auf einer überdimensionalen Videoleinwand werden Interviews mit den Müttern der vier real anwesenden Akteure (drei Frauen und ein Mann) eingespielt. In einer Art Familienaufstellung vergegenwärtigen sich die Mütter ihre Erinnerungen an die ersten Jahre mit ihren Kindern. Vieles ist sehr privat. Während die eine klagt, dass ihre Tochter nie auf ihrem Schoß sitzen wollte, erinnert sich die andere, dass sie ihre Wut nur schwer unterdrücken konnte, da ihre Tochter dauernd ihre Nähe suchte, auch wenn sie gerade arbeiten wollte.
“Arbeit” ist ein zentrales Stichwort dieses Abends: zwei der vier Mütter sagen ganz ausdrücklich, dass sie die Geburt ihrer Kinder als großes Opfer empfanden. Sie mussten ihre Karrieren aufgeben, fühlten sich ans Haus gefesselt und unterfordert. Das Thema, wie sich Familie und Beruf besser vereinbaren können, bestimmt die politische und soziologische Debatte seit langem, die aktuelle Familienministerin hat es sich auf die Fahnen geschrieben.
Auch wenn Frühlingsopfer dieser Diskussion wenig Neues hinzufügt und die Tanzperformance im letzten Drittel zu den Klängen von Igor Strawinskys Sacre du Printemps nicht nur die Kritikerin des Tagesspiegels an einen “Tanz-dich-frei-Workshop” erinnerte: Der unprätentiöse, frische Stil des Abends macht neugierig auf die Vorgänger-Inszenierung „Testament„, wo She She Pop gemeinsam mit den Vätern auf der Bühne stand und die nach Ansicht der meisten Feuilletons gelungener war.
Tourdaten auf der Webseite von She She Pop
Fotografie: Doro Tuch