Händels „Xerxes“ an der Komischen Oper als barocke Muppet-Show mit Conchita Wurst

Eine Inhaltsangabe von Georg Friedrich Händels „Xerxes“ wäre eine ziemliche Herausforderung: Wer liebt hier wen? Wer intrigiert gegen wen? Abgefangene Briefe; Frauen, die in Männerkleider schlüpfen; Männer, die sich im Gegenzug als Frau verkleiden. „Es ist bei Händels „Xerxes“ fast ein Ding der Unmöglichkeit, die Handlung sinnvoll und verständlich wiederzugeben“, konstatiert das Programmheft der Komischen Oper.

Der norwegische Regisseur Stefan Herheim entschied sich dafür, das Ganze als „barocke Muppet-Show“ zu inszenieren. Die Sängerinnen und Sänger frotzeln den Dirigenten (Konrad Junghänel) an und mischen auch mal das Orchester auf, wenn sie durch den Graben Richtung Publikum marschieren. Die meisten Lacher erntet Hagen Matzeit (Elviro), der das bunte Treiben als berlinerndes Blumenmädchen anheizt.

Leider bleibt der Abend aber auf halber Strecke stehen und zieht sein Muppet-Show-Konzept nicht konsequent durch: die Travestie-Nummern kommen teilweise nicht über den Conchita Wurst-Look hinaus (Stephanie Houtzeel in der Titelrolle des persischen Königs Xerxes). Vor allem fehlt dieser Inszenierung der bissige Spott, für den bei den Muppets die beiden Alten auf dem Balkon (Waldorf und Statler) zuständig sind.

Dennoch gab es für die Inszenierung, die im Mai 2012 Premiere hatte, bei ihrer Wiederaufnahme im Februar 2016 wohlwollenden Applaus. Ganz anders lief es bei der Uraufführung von Händels 40. Oper 15. April 1738 im Londoner King´s Theatre am Haymarket: Sie floppte und wurde nach fünf Vorstellungen abgesetzt. Kurios ist: Die „Xerxes“-Oper verschwand für zwei Jahrhunderte in der Versenkung, aber die Melodie der Arie, mit der Xerxes zu Beginn des ersten Aktes seine Liebe zu einer Platane besingt, wurde als „Händels Largo“ zum Welterfolg.

Die nächsten Termine im März 2016

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