Darja Stockers Antigone-Überschreibung aus Basel eröffnet Autorentheatertage
Das Problem an Darja Stockers Antigone-Überschreibung „Nirgends in Friede“ ist, dass sie die klassische Tragödie von Sophokles entkernt und stattdessen mit aktuellen Problemen überfrachtet.
Es war eine sehr unglückliche Entscheidung der Autorin, vor allem auf lange Erzählpassagen und Zeugenberichte zu setzen. Statt der dramatisch zugespitzten Konfrontationen zwischen Antigone und Kreon oder Antigone und Ismene, um nur zwei besonders herausragende Szenen des griechischen Originals zu nennen, bietet dieser Abend in der Regie von Felicitas Brucker nur müdes Stehtheater, das noch dazu wahllos zwischen poetischer Kunstsprache und „fast schon salopper Alltagssprache“ wechselt (zutreffender O-Ton aus Programmheft-Interview).
Auch Stockers Einfall, die Antigone auf drei Schauspielerinnen (Lisa Stiegler, Nicola Kirsch, Cathrin Störmer) aufzuteilen, führt zu nichts.
Am Ende ist der Abend weder Fisch noch Fleisch: Als Sophokles-Bearbeitung taugt er nicht, da Stocker markante Stellen aus einem der bedeutendsten Texte der Weltliteratur herauspickte und andere verpixelte oder komplett verwässerte.
Aber auch als Beitrag zu den aktuellen drängenden Krisen vom Scheitern des Arabischen Frühlings bis zum Ertrinken der Flüchtlinge im Mittelmeer hat der Abend wenig Neues zu sagen. Laut Programmheft lebte Darja Stocker mehrere Jahre in Ägypten und Tunesien und engagiert sich in der Nothilfe für Flüchtlinge. Ihre Erlebnisse und die Protokolle ihrer Recherchereisen kann sie aber nicht schlüssig in die Antigone-Vorlage einbauen.
Programm der Autorentheatertage 2016
Bildrechte: (c) Sandra Then