Wiener Dog

Mit „Happiness“ gelang dem US-amerikanischen Regisseur Todd Solondz einer der prägenden Filme der 90er Jahre. Diese bitterböse, schwarze Komödie gehört für mich in eine Reihe mit „Pulp Fiction“, „Jackie Brown“, „Das Fest“ und „Trainspotting“.

Seitdem ist es um Solonndz recht still geworden. Andreas Busche vermutet auf ZEIT Online, dass sein schwarzer Humor (versehen mit einer Dosis Fatalismus) mit dem Boom von Feel-good-Komödien im US-Indiekino wie „Little Miss Sunshine“.

Mit „Wiener Dog“ (einer spöttischen Bezeichnung für Dackel) meldet er sich nun zurück. Schon in den ersten Szenen wird die ganz eigene Mischung, die einen Solondz-Film ausmacht, wieder spürbar. In einem Interview mit der zitty bezeichnete er seinen Stil als „Verbindung von Komödie und Pathos, Zärtlichkeit und Grausamkeit“.

Die Klammer des Episodenfilms ist eine Dackel-Hündin, die anfangs bei einer Familie in Suburbia (traditionell der Lieblingsschauplatz von Solondz) unterkommt und alles andere als stubenrein ist. Der episodenhafte Film begleitet das Tier quer durch die USA: vom Einschläferungs-Tisch des Tierarztes, wo sie in letzter Minute gerettet wird, geht es mit einem orientierungslosen Pärchen zu einer Familie mit Trisomie 21, zu einem abgehalfterten Drehbuchautor und schließlich zu einer krebskranken, alternden Diva.

Bei jeder Station bekommt das Tier einen neuen Namen verpasst. Einzige Konstante in „Wiener Dogs“ Leben sind die tragikomischen Figuren, die sie umgeben.

Diese werden von einem eindrucksvollen Ensemble gespielt: Ellen Burstyn, eine der wichtigsten Schauspielerinnen der New Hollywood-Ära der 70er aus den Filmen von Peter Bogdanovich und Martin Scorsese, ist in einer Altersrolle zu erleben. Danny DeVito, der seine größten kommerziellen Erfolge in Hollywood Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre feierte, mimt den gescheiterten Drehbuchautor. Aus dieser Zeit kennt man auch Kieran Culkin, den jüngeren Bruder von Macauly Culkin aus dem Familienfilm „Kevin – Allein zu Haus.“ Er spielt in „Wiener Dog“ den Lebenskünstler Brandon, auf den das Mauerblümchen Dawn Wiener scharf ist. Wer könnte diese Rolle besser spielen als Greta Gerwig, die von ZEIT Online so treffend als „stilbildend verteiltes It-Girl“ vorgestellt wurde.

„Wiener Dog“ ist ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten des Independent-Kinos und voller Momente absurder Komik. Zartbesaitete Seelen könnten mit dem schwarzen Humor ihre Schwierigkeiten haben und oft genug bleibt das Lachen auch im Hals stecken. Dennoch lohnt sich der Kino-Besuch.

Webseite und Trailer zum Film. „Wiener Dog“ startete am 28. Juli 2016 im Kino

Bilder: Prokino Filmverleih GmbH

 

 

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