interfilm 2016

Das 32. interfilm-Festival ging am 20. November mit einem neuen Besucherrekord von 21.000 Besuchern zu Ende. Zeit für eine Bilanz: Passend zur Weltlage dominierten unter den Preisträgern die ernsten Themen.

Besonders stark schnitten die Kurz-Filme aus Kanada und Italien ab.

Nach Italien gingen:

–  der mit 6.000 € dotierte Hauptpreis für „Il Silenzio“. Dieser Film erzählt von einer kurdischen Flüchtlingsfamilie, die in Italien gestrandet ist. Die Mutter versteht weder Italienisch noch Englisch, deshalb muss die Tochter beim Arztbesuch dolmetschen und ihrer Mutter die Diagnose der Ärztin überbringen, dass sie an Krebs im fortgeschrittenen Stadium erkrankt ist

– der „Green Film Online Award“ für „Age of Rust“. Diese Satire parodiert das Genre der Tier-Dokus und kritisiert treffsicher die Zersiedelung und Umweltzerstörung in den Alpen durch gigantische Bauprojekte.

Nach Kanada gingen:

– der mit 2.000 € dotierte Preis der Bundeszentrale für politische Bildung und der Preis für den besten Jugendfilm für „Mon dernier été“, einen sehr stillen Film über den Missbrauch eines Vaters an seiner Tochter

– der mit 2.000 € dotierte Preis für den besten Spielfilm für „Pas de Cadeau (No gift“) über eine Patchwork-Familie in prekären Verhältnissen, das Ex-Glamour-Paar Angelina Jolie und Brad Pitt sowie einen Jungen, der seinen Erzeuger kennen lernen möchte.

interfilm

Für die schrägen Momente waren vor allem Johannes Kürschner und Franz Müller zuständig. Ihr Kurzfilm „Simply the worst“ über eine Ski-Tour in die Slowakei lebt von der Diskrepanz zwischen ihren Dialogen in breitestem sächsischem Dialekt und den Untertiteln in einem sehr gewählten, zu manierierten Schriftdeutsch. Als abseitigster Film wurde in der traditionellen „eject“-Nacht in der Volksbühne „Metube 2 – August sings Camina Burana“, ein Flash-Mob vor der Bayerischen Staatsoper, ausgezeichnet.

Unter den „Delikatessen“, die das Hauptprogramm flankierten, war vor allem das Programm „Calling Cards“ bemerkenswert. Dort wurden Kurzfilme präsentiert, die so großen Eindruck machten, dass sie ihren Regisseuren als Sprungbrett für weitere Karriereschritte und erste Langfilme dienten. Das aktuellste und bekannteste Beispiel ist „Whiplash“: 2013 sorgte dieses Musik-Drama über einen seine Schüler schindenden Musikprofessor (gespielt von J.K.Simmons) schon als Kurzfilm für Premiere. Zwei Jahre später wurde die Lang-Film mit drei Oscars ausgezeichnet. Weitere interessante Beispiele sind „Bottle Rocket“ (mit Owen und Luke Wilson) von Wes Anderson aus dem Jahr 1994. Die Lang-Version kam zwei Jahre später unter dem Titel „Durchgeknallt“ ins Kino. Der Science fiction-Thriller „District 9“ (2009) von Neil Blomkamp basiert auf seinem Kurz-Film „Alive in Joburg“ (2005).

Webseite des 32. interfilm-Festivals

Bilder: interfilm-Festival

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert