Moonlight

Zum Überraschungshit dieser Oscar-Saison wurde „Moonlight“. Der Independent-Film wäre in früheren Jahren wohl gnadenlos durchs Raster gefallen: Ein Regie-Debütant (Barry Jenkins), der von einem schwarzen Jungen erzählt, der unter Drogendealern und Crack-Süchtigen aufwächst und seine Homosexualität entdeckt? Mit schmalem Budget und ohne große Stars gefilmt? Der prominenteste Schauspieler in „Moonlight“ ist Mahershala Ali, den man am ehesten aus seiner Rolle als Lobbyist in „House of Cards“.

Moonlight

Der Erfolg dieser sympathischen, kleinen Produktion, die eine klassische „Coming-of-Age“-Geschichte erzählt, wie sie bisher den Programmkinos abseits des Hollywood-Glamours vorbehalten war, liegt natürlich auch daran, dass Jenkins (Regie und Drehbuch nach dem Theaterstück) seinen Stoff ziemlich gut umgesetzt hat.

Wesentlich trug aber auch bei, dass Hollywood und die Oscar-Academy gerade in einer Umbruchphase sind. Das melodramatische „Tränendrüsenkino“, das „Lion“ (Kritik) mit Stars wie Nicole Kidman verkörpert, gerät in die Defensive. Der Film war zwar in sechs Kategorien nominiert, ging aber bei der Preisverleihung leer aus. Neben in Nostalgie badenden Filmen wie der recht seichten Musical-Romanze „La La Land“ (Kritik) bekamen in diesem Jahr neue Stile eine Chance. Auffällig ist die fast schon provozierende Langsamkeit, mit der Kenneth Lonergan in „Manchester by The Sea“ (Kritik) und Barry Jenkins in „Moonlight“ erzählen: knappe Dialoge und lange Kunstpausen prägen diese stillen Filme.

Moonlight

Noch ein weiterer Faktor bereitete den Boden dafür, dass die Oscar Academy bei „Moonlight“ genauer hinschaute als es früher üblich war: Im vergangenen Jahr gab es eine Protestwelle der schwarzen Schauspieler, dass sie bei den Nominierungen und erst recht bei den Preisträgern seit Jahren unterrepräsentiert sind. Derart unter Rechtfertigungsdruck geraten, vergab die Akademie in diesem Jahr mehrere wichtige Preise an schwarze Schauspieler. In der Königsklasse „Bester Film“ wurde – nach Panne wegen vertauschten Umschlags – mit „Moonlight“ sogar ein Film ausgezeichnet, in dem nur Schwarze mitspielen.

„Moonlight“ wurde am 27. Februar 2017 mit drei Oscars ausgezeichnet (bester Film, bestes adaptiertes Drehbuch, Mahershala Ali als bester Nebendarsteller) und startet am 9. März in den deutschen Kinos. Webseite und Trailer

Bilder: © A24 / DCM

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