Troerinnen

„Die Götter haben uns verlassen“, klagen die Troerinnen am Residenztheater. Nur Traumata und Verwüstung hinterließ der Trojanische Krieg. Athene (Anna Graenzer) und ihr Onkel Poseidon (Joachim Nimtz) treffen sich auf dem Schlachtfeld und steigen über die am Boden liegenden Körper des Münchner Mädchenchors.

So beginnt Tina Lanik ihr Anti-Kriegs-Drama „Die Troerinnen des Euripides“ in der moderneren Fassung von Jean-Paul Sartre aus den 1960er Jahren. Eindreiviertel Stunden erzählen Stars des Resi-Ensembles wie Juliane Köhler (Helena), Hanna Scheibe (Andromache) und Charlotte Schwab (Hekuba) vom Schrecken des Krieges. Am eindrucksvollsten ist der Auftritt von Meike Droste, die als Kassandra am Resi zu Gast ist. Ihre Mischung aus Verachtung, Wut und überlegenem Spott, mit dem sie den griechischen Boten Talthybios (René Dumont) ins Leere laufen lässt, bleibt als Höhepunkt dieser Inszenierung in Erinnerung.

DIE TROERINNEN/ Residenztheater

Der Regisseurin ging es vor allem darum, die Rolle der Frauen als Kriegsbeute auszuleuchten. Daran hat sich seit der griechischen Antike nichts geändert. Wie damals die Troerinnen als Sklavinnen verschleppt oder vergewaltigt wurden, so wüteten auch die Freischärler bei den „ethnischen Säuberungen“ auf dem Balkan, so agiert Boko Haram, das ganze Schulklassen verschleppte und so terrorisiert Daesh die Jesiden.

Dem Abend wurde vorgeworfen, dass er uns wenig Neues erzählt und bekannte Botschaften wiederholt. Gerade dies zeigt aber, wie nah uns heute noch die Tragödien des Euripides sind. Hierzu bietet das Programmheft einige lesenswerte des LMU-Professors Martin Hose.

Ärgerlich an diesem durchaus sehenswerten Abend sind allerdings die stinkenden Qualmschwaden, die bei den Raucherszenen ins Publikum ziehen.

„Die Troerinnen des Euripides“ hatten am 10. März 2017 am Münchner Residenztheater Premiere. Weitere Informationen und Termine

Bilder: Andreas Pohlmann

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