Abschied von Peymanns Berliner Ensemble

Einen Tag nach dem Volksbühnen-Abschied stand das Finale von Claus Peymanns Berliner Ensemble an.

Jutta Ferbers hat eine Best-of-Revue kurzer Ausschnitte aus längst abgespielten und aktuellen Repertoire-Inszenierungen zusammengestellt, die mit deutlicher Verspätung erst gegen 19.30 Uhr begann, inklusive Zugaben aber auch bis weit nach Mitternacht ging.

Der Abschiedsabend glich einer Achterbahnfahrt. Das Publikum bekam zahlreiche Highlights geboten, die aus Peymanns Intendanz in Erinnerung bleiben: Carmen-Maja Antoni, die als „Mutter Courage“ ihren Wagen zieht, Matthias Mosbach als „Baal“ auf seinem Hochsitz, Leander Haußmanns Soldaten-Aufmarsch, der beim „Woyzeck“ das BE zum Beben brachte, Robert Wilsons verspielte Choreographien beim „Faust I und II“-Musical, Christopher Nells „Hamlet“ im Fechtkampf. In diesen Momenten präsentierte sich das BE so  lebendig, wie es seine Gegner nicht wahrhaben wollten. Andere Szenen schleppten sich aber so zäh dahin, wie es dem Klischee als vielgeschmähtes Theater-Museum entspricht.

In den besten Momenten dieser Revue gelangen fließende Übergänge: Antonia Bill wird als „Amalia“ gerade noch von der Räuberbande umringt, die sich grölend zurückzieht, langsam leiser wird und für Sabin Tambrea als „Ferdinand“ Platz macht, der mit Antonia Bill als „Luise“ eine Szene aus „Kabale und Liebe“ spielt.

Für Promi-Glamour sorgten Nina Hagen, die Brechts „Lob des Lernens“ vortrug, Herbert Grönemeyer mit seinem „Verweile doch“-Song aus dem „Faust“, Katharina Thalbach mit einer Lesung aus Thomas Braschs „Mercedes“ und Cornelia Froboess, die melancholisch vom „Kirschgarten“ Abschied nahm. Natürlich gab es auch Filmeinspieler der großen, bereits verstorbenen Burgschauspieler der Peymann-Ära wie Gert Voss, der den Brandteigkrapfen in „Ritter, Dene, Voss“ hinunterwürgte, oder Traugott Buhre als Alt-Nazi „Vor dem Ruhestand“.

Während der fünf Stunden dominierten eher die heiteren, auch selbst-ironischen Momente, als Claus Peymann und sein Dramaturg Hermann Beil gemeinsam auf der Sulzwiese saßen, von einem großen Shakespeare-Abend träumten und mitgebrachte Schnitzel aßen, wie Thomas Bernhard in „Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen“ für die Nachwelt festhielt.

Ähnlich wie am Tag bei Castorf versammelte sich auch hier am Ende das gesamte Team auf der Bühne. Christopher Nell stimmte Rock-Balladen von Queen an. Es wurde gelacht, getanzt und geweint. Die würdige Abschiedsstimmung wurde nur von einem karnevalistischen Büttenredner gestört, der sich im Publikum bis an den Bühnenrand vorarbeitete und ein peinliches Gedicht über „Peymanns Eier“ zum Besten gab.

Bild: Anke Geidel

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